In der gemeinsamen Elternzeit von unserer jüngsten Tochter wollten wir es dieses Mal wagen - wir wollten eine Fernreise mit Kindern machen. Afrika, Asien, Südamerika - hatten wir irgendwie nicht so ein richtig gutes Gefühl mit. Deswegen entschieden wir uns für die USA. Die Kultur, das Essen, die Sprache, das war alles nicht ganz so fremd für unsere Kinder. Außerdem waren die Flugzeiten noch im Rahmen des Machbaren.

Unser Flieger von Frankfurt nach New York ging tagsüber. Am JFK mussten wir dann noch die Passkontrolle durchlaufen (das ESTA muss man vor der Reise online beantragen - geht aber ganz schnell), Gepäck holen, Taxi suchen und ab ging es nach Brooklyn. Auf der Taxifahrt sind die Kinder tief und fest eingeschlafen und wir hätten sie fast nicht mehr wach bekommen. Aber dann hatten wir es endlich geschafft - wir waren in unserem Home-Exchange-Haus angekommen.

Es war unsere erste Erfahrung im Häusertauschen und wir sind begeistert. Es ist eine super Art zu reisen - besonders mit Kindern. Die Kosten halten sich im Rahmen und die Häuser sind für Familien mit Kindern bestens ausgestattet. Unser Keller war ein Spielparadies, wir durften die Fahrräder benutzen, die Vorratskammer war voll, Hochstuhl, Babybett, alles war da. Es ist wirklich eine einzigartige Möglichkeit, die Welt zu erkunden und sich im Reiseziel willkommen zu fühlen.

In fünf Tagen New York kann man wirklich nicht alles machen, was auf der Liste steht - und mit Kindern erst recht nicht. Wir haben es aber, wie ich finde, ganz gut hinbekommen. Aber lest selbst…

Unsere erste Station führte uns zur High Line. Als wir dort so gegen 10 Uhr morgens ankamen, waren wir bereits seit 8 Stunden auf den Beinen. Jetlag-bedingt weckten uns unsere Töchter um 2 Uhr morgens auf und wollten entertaint werden. Also ging es für den einen mitten in der Nacht runter in den Spielkeller und der andere konnte mit den verrückten New Yorkern um 5 Uhr morgens um den Prospect Park joggen. Als wir dann endlich auf dem Weg zur High Line waren, war Lilly* schon so müde, dass sie nicht mehr richtig laufen konnte. Aber was tun bei Jet Lag in New York? Richtig - einfach weitermachen und sich vom tlustle and Bustle ablenken lassen. Es war ein wunderschöner Sommertag in New York und wir mussten erst einmal alles auf uns wirken lassen und realisieren, dass wir jetzt wirklich hier waren.

Die High Line war einst eine Güterzugtrasse im Westen von Manhattan, die von 2006 bis 2023 zu einer Parkanlage umgebaut wurde. Aus der ehemaligen Zugtrasse wurde ein Spazierweg mit exotischen Bäumen, Blumen und Pflanzen. Es gibt viele Sitzmöglichkeiten, Fotospots und kleine Stände, wo man Snacks und Erfrischungsgetränke für eine willkommene Pause kaufen kann. Besonders imposant sind die Einblicke in die riesigen New Yorker Straßenschluchten von der High Line aus.

Am Ende der High Line angekommen, ging es für uns weiter Richtung Empire State Building. Die Stimmung schien zu kippen, wenn wir nicht bald irgendwo etwas Essbares und ein Eis her bekamen. Endlich fanden wir ein Ice-Cream Wagen, Lilly nahm ein Softeis mit roter Soße und bunten Streuseln. Die Welt schien wieder in Ordnung. Für mich war es auch eine willkommene Verschnaufpause. Wie weit war es denn nun noch bis zum Empire State Building? Mein Blick ging entlang des Gebäudes, vor dem wir standen. Der Blick ging immer weiter nach oben, bis zur Spitze: Das sah ja aus wie… das Empire State Building! Von unten wirkte es so unscheinbar, dass wir es beinahe verpasst hätten.

Das Empire State Building war bis 1972 das höchste Gebäude der Welt. Aber auch nach wie vor gilt es als Wahrzeichen New Yorks und der „Inbegriff des Wolkenkratzers“. Die Fotos von Arbeitern auf dem Stahlgerüst während der Bauphase gingen um die ganze Welt und sind heute noch so populär, dass sie auf zahlreichen Postern gezeigt werden. Das Empire State Building ist auch durch bekannte Filme zu einer Art Mythos geworden: Für mich war so ein Film "Schlaflos in Seattle". Zu schade, dass Lilly noch zu klein ist für solche Filme und meine Emotionen für diesen Betonklotz nicht versteht.

Weiter ging es Richtung Bryant Park in Midtown Manhatten. Insbesondere im Sommer finden hier viele Veranstaltungen statt: Kostenlose Yoga-, Tai-Chi- und Tanzkurse, eine Leseecke, Räume für Brettspiele oder ein Festival der Filmklassiker unter freiem Himmel. Im Winter kann man hier um einen großen Weihnachtsbaum Schlittschuhlaufen und über einen Weihnachtsmarkt bummeln. Egal zu welcher Jahreszeit - dieser Park im Herzen Manhattans ist ein grünes Juwel, in dem man sich entspannen und gleichzeitig das geschäftige Treiben der Stadt genießen kann. Wir machten hier eine kleine Pause, setzten uns an einen der Tische und aßen ein New Yorker Sandwich. Auch für die Kinder war es ein kleines Paradies, so war ein großer Kaufladen aufgebaut, diverse Spiele und ein kleines Karussell, das im Einklang mit dem französischen Stil des Parks entworfen wurde. Für die geplanten Kinderaktivitäten wie die Märchenstunde, eine Seifenblasenshow oder die Zaubervorführung hatten wir leider keine Zeit mehr. Wir mussten weiter zur letzten Station des Tages.

Im berühmten Naturkundemuseum - dem American Museum of Natural History. (bekannt aus dem Film „Nachts im Museum“) - wird auf vier Stockwerken die Geschichte der Menschheit behandelt. Die Besichtigung der ganzen Sammlung an einem Tage gilt als schwierig. Wir haben auch nur die beeindruckende Evolutionsausstellung mit der größten Sammlung an Original-Dinoknochen geschafft. Dabei hat das Museum noch so viel mehr zu bieten - zum Beispiel das neue Rose Center for Earth and Space, der 563 Karat schwere „Stern von Indien“ oder ein lebensgroßer Blauwal.

Auf dem Weg zurück zu unserem Brooklyn Townhouse, ist Lilly uns in der Subway so tief eingeschlafen, dass wir sie fast nicht mehr wach bekommen hätten. Am nächsten Morgen haben die Kinder zumindest schonmal bis 4 Uhr geschlafen und damit den Jet-Lag um weitere zwei Stunden besiegt.

Gut geschlafen und in alter Frische ging es am nächsten Morgen zum Rockefeller Center. Das Rockefeller Center ist ein zentral gelegener Gebäudekomplex in Midtown Manhatten und besteht aus insgesamt 20 Bauten und einem Platz in der Mitte. Im Sommer wird das Gelände als Konzertplatz genutzt, zur Weihnachtszeit ist die Lower Plaza für den riesigen Weihnachtsbaum bekannt. Auch die Radio City Music Hall befindet sich auf dem Gelände. Alle Gebäude des Komplexes sind durch unterirdische Ladenstraßen miteinander verbunden. Mit einer Höhe von 259,1 Metern und insgesamt 70 Stockwerken ist das Rockefeller Plaza (Comcast Building) das höchste Gebäude des Rockefeller Centers und gehört zu den höchsten New Yorks. Und genau da wollten wir hin - auf den Top of the Rock. Von hier aus hat man den besten Blick auf New York mit samt dem Wahrzeichen der Stadt, dem Empire State Building. Auch hier mussten wir diese gigantische Aussicht erstmal auf uns wirken lassen. Wir machten ein kleines Päuschen in der Bar - 2 Bier und 2 Brezen für schlappe 50 $. Wir ließen uns den Spaß aber von den Wucherpreisen nicht verderben, alberten mit den Kindern rum, die wiederum die Herzen der anderen Bargäste eroberten. Zum Schluss wagten wir uns noch auf die oberste Etage für die letzten Fotos bevor es wieder abwärts ging.

Die nächste Pause machten wir mit Ben&Jerrys Ice Cream auf dem berühmten Lower Plaza und beobachteten das Treiben. Elly*, unsere Kleinste, vergnügte sich derweil mit einem imaginären Ben&Jerrys Eis im echten Becher mit echtem Löffel - damit war sie rundum zu frieden!

Ein kleiner Abstecher zum FAO Schwarz Spielwarengeschäft musste natürlich auch sein. Dieses liegt einen Katzensprung vom Rockefeller Center entfernt. Unsere Lieblingsattraktionen hier waren der Gummilöwe in Echt-Größe und das berühmte Riesenklavier, auf dem man auf Socken herumlaufen und Töne hüpfen kann.

Über die 5th Avenue, die teuerste Einkaufsstraße in ganz New York, entlang der Flagship Stores von Lego, Nike, Microsoft und Gucci, schlenderten wir zum Central Park.

Der Central Park ist das große, grüne Herz von New York City, ein friedlicher Zufluchtsort für die New Yorker, wo sie dem Stress der Großstadt entfliehen und die Natur hautnah erleben können. Obwohl, so ganz kann man der Großstadt nicht entfliehen - denn egal wo man sich im Central Park befindet, die Skyscraper sieht man immer. So fällt es tatsächlich schwer die Größe des Parks zu begreifen, denn der Central Park gehört zu den größten Parkanlagen weltweit. Wir steuerten zunächst den Billy Johnson Playground an, ein schöner, naturnaher Spielplatz mit Schaukeln, Rutschen und Wasserspielen im Sommer - wir hatten hier Riesenspaß und genossen die erfrischende Abkühlung. Wir kamen mit einer Lehrerin ins Gespräch, die mit ihrer Schulklasse aus Harlem einen Ausflug hierher gemacht hatte. Sie erzählte uns, dass sie ihren Schülern beibringt, gute und respektvolle Mitglieder der Community zu werden indem sie sie empowert.

Unser Spaziergang führte uns weiter durch die Mall und den Literary Walk, eine majestätische Allee in der Mitte des Parks, gesäumt von hohen Eichen und Statuen historischer Persönlichkeiten. Hier gab es einige Stände von Verkäufern, Künstlern und Straßenmusikern, die die Stimmung im Park einen ganz besonderen Zauber verliehen. Der größte See in der Mitte des Parks heißt ganz einfach The Lake. Hier haben wir sogar Schildkröten im Wasser entdeckt und Lilly und Fany* haben eine Bootstour gemacht (kleiner Hinweis: an zu heißen Sommertagen keine gute Idee, man befindet sich eine Stunde lang in der prallen Sonne ohne Schatten). Aber sie hatten trotzdem Spaß. Beeindruckend waren auch die vielen „Prinzessinnen“ wie Lilly sie nannte, die professionelle Fotos vor der romantischen Kulisse des Parks machten.

Bushwick befindet sich im Norden von Brooklyn und ist seit den 2010er Jahren bekannt für seine Streetart und Graffiti. Früher war der Stadtteil mal das Zentrum der Bierbrauereien von Amerika. Heute lockt das quirliche Viertel mit weit mehr als gutem Bier. Die ehemaligen Warenhäuser haben sich in Geschäfte und Restaurants verwandelt, dessen Fassaden als Leinwände für Straßenkünstler dienen. Das Bushwick Collective ist ein bekanntes Projekt, an dem Künstler aus der ganzen Welt teilnehmen. Für Ihre kreativen Ideen wird ihnen ein Stück Wand zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es noch Dutzende von Ateliers und Galerien. Außerdem ist Bushwick ein großartiger Ort, um Vintage einzukaufen. Man findet hier wunderschöne Boutiquen, Buchläden, Vintage-Stores und Platten-Läden, in denen noch wahre Schätze und ganz besondere New York Souvenirs zu finden sind. Wir ließen uns zunächst durch die bunten Straßenzüge treiben und holten uns an einen der mexikanischen Foodtrucks unser Mittagessen to go mit auf den Spielplatz.

Dieser befand sich am Maria Hernandez Park. Neben den zahlreichen Schaukeln und Klettergerüsten für Groß und Klein gab es auch hier wieder Wasserspiele, die das Highlight für die Kinder waren. Immer wieder rannten sie durch den spritzigen Regenbogen. Im Maria Hernandez Park waren viele einheimische Familien, die eine Runde Basketball oder Fußball mit ihren Kindern spielten. Es waren auch einige privatbetriebene Hüpfburgen aufgebaut und am Ende des Parks fand ein Wochenmarkt statt. Der Park ist nach Maria Hernandez benannt, die 1989 erschossen wurde. Sie setzte sich dafür ein, die Gemeinde zu einem besseren Ort zu machen, indem sie den Drogenhandel in diesem Viertel bekämpfte.

Nachdem wir uns ausgiebig auf dem Spielplatz ausgetobt hatten, nahmen wir die nächste Subway nach Williamsburg zur Bedford Avenue. Kommt man hier aus der U-Bahn raus, steht man direkt mitten drin in einem der kreativsten und beliebtesten Vierteln New Yorks. Hier wimmelt es nur so von netten Lokalen, alternative Cafés und Boutiquen. Umgeben von jungen Menschen, die ihr Leben locker und entspannt angehen lassen findet man hier das absolute Kontrastprogramm zum stressigen Manhattan. Wie Bushwick ist Williamsburg ebenfalls ein angesagtes Künstler-Viertel. Außerdem bietet Williamsburg ein abwechslungsreiches Nachtleben, viele Grünflächen, einen tollen Blick auf die Skyline Manhattans sowie urbane Lofts und Luxusbauten.

Nach ein paar Metern standen wir vor der berühmten Martha’s Country Bakery. Da mussten wir nicht lange überlegen und schon standen wir im Inneren vor der langen Cheesecake-Theke und hatten Mühe uns zu entscheiden welchen Cheesecake wir zuerst probieren müssen. Ich sage nur: jede Kalorie war die Sünde wert!

Weiter ging es Richtung East River zum Marsha P. Johnson Park. Marsha P. Johnson war eine US-amerikanische Aktivistin. Als Dragqueen war sie seit den 1960er-Jahren eine beliebte Figur der New Yorker Schwulen- und Kunstszene. Ihr zu Ehren wurde der East River State Park in Marsha P. Johnson State Park umbenannt. Direkt am Eingang läuft man durch einen großen bunten Blumenbogen, hinter dem sich ihre Gedenktafel befindet. 

Jedes Wochenende in den Frühlings- und Sommermonaten findet im Marsha P. Johnson Park der Food Market Smorgasburg statt mit über 100 Ständen, wo es Essen und Trinken aus der ganzen Welt zum Probieren gibt. Smorgasburg bedeutetet so viel wie „eine Mischung aus Essen“ - von Donuts über Muscheln bis hin zu Bacon am Stiel, ausgefallene Burgern und verrückt aussehenden Dessert. Nach einem wässrigen Drink am Cocktailstand und einer netten Unterhaltung mit zwei Kanadierinnen zog es uns weiter zum kleinen Strandabschnitt im Park. Von dort hat man eine wirklich atemberaubende Aussicht auf die Skyline von Manhattan. Lange blieben wir hier aber nicht - Lilly wollte unbedingt auf den nächsten Spielplatz. Zum Glück gab es den auch im Marsha P. Johnson Park. Wir wollten gerade schon nach Hause - die Kinder fingen an zu quengeln und die Abendessenszeit rückte näher - da entdeckten wir einen gigantischen Fußballplatz mit Kunstrasen, direkt am Wasser mit Blick auf Manhattan. Wir bekamen einen Fußball von ein paar Jungs, die dort gerade kickten und einen Ball zu viel hatten. Wir fingen an, mit unseren Mädchen Fußball zu spielen, noch mehr Radschläge zu üben und einfach über den großen weichen Boden zu laufen. Es war so schön hier - wir wollten gar nicht nach Hause. Ich will wohl meinen, dass unsere Kleinste hier so richtig angefangen hat zu laufen.

An unserem letzten New York Tag trafen wir eine liebe Bekannte aus Deutschland, die in Connecticut gerade auf einer Farm eine Freiwilligenarbeit leistet. Wir trafen uns - wie viele andere Touristen - in der Washington Street in Dumbo. Dies ist ein bekannter Ort, um einzigartige Erinnerungsfotos zu schießen. Von hier aus wird das Empire State Building perfekt von den Pfeilern der Manhattan Bridge eingerahmt.

Dumbo ist ein weiteres hippes Viertel von Brooklyn und steht für “Down Under the Manhattan Bridge Overpass” (sprich: Unter der Überführung der Manhattan Bridge) was perfekt beschreibt wo diese Nachbarschaft sich befindet. Das Viertel ist bekannt für seine vielen Kunstgalerien, Cafés und Kopfsteinpflasterstraßen. Dumbo war früher ein Industriegebiet und das spiegelt sich heute in den vielen Lagerhäusern wider. In den späten 1970er Jahren war das Wohnen in Dumbo billig und die Räume waren groß, so dass viele Künstler in diese Gegend zogen. Sonntags findet hier direkt unter der Brücke ein Flea Market statt, welcher einer der besten Flohmärkte in den Staaten ist. Die Verkäufer versammeln sich unter dem Manhattan Bridge Archway, was ihm das echte, lebendige DUMBO-Feeling verleiht. Hier kann man Vintage-Kleidung, einzigartige Designerstücke und Antiquitäten finden. Wir stöberten ein wenig und erstanden kleine New York Souvenirs.

Dann ging es weiter zur Brooklyn Bridge (kleiner Hinweis: der Aufstieg auf die Brücke ist nicht barrierefrei). Der Spaziergang von Brooklyn Richtung Manhattan ist schon ziemlich cool und bietet tolle Ausblicke auf die Skyline New Yorks. Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung 1883 war die Brooklyn Bridge die längste Hängebrücke der Welt und wurde für die Stadt New York schnell zu einem neuen Wahrzeichen. Auf dem höher gelegenen Gehweg überquerten wir den East River.

Nach dem Ende der Brooklyn Bridge folgte ein langer Fußmarsch Richtung Soho - vor allem für unsere Kinder. Die Snacks und Getränke waren schon komplett aufgebraucht, das letzte Eis schon zu lange her und es gab auch keine Aussicht auf einen nahegelegenen Spielplatz. So versüßten wir uns die Zeit mit eleganten Radschlägen vor schicken Gebäudeeingängen. In SoHo befinden sich einige der ältesten Gebäude der Stadt. Diese Architektur ist unverkennbar und gibt SoHo seinen unvergleichbaren Charme. Im 19. Jahrhundert errichtete die Textilindustrie hier viele Produktions- und Lagerstätten. Die Gegend entwickelte sich in Folge dessen zu einem heruntergekommenen Slum, in dem Fabrikarbeiter unter schlechten Bedingungen arbeiteten. In den 1960er Jahren wurden diese Umstände durch neue Arbeitsvorschriften beendet, was zu einer regelrechten Flucht des produzierenden Gewerbes aus SoHo führte. Viele junge Künstler zogen in die geräumigen offenen Etagen und richteten sich hier Lofts und Ateliers ein. Daraus wurden begehrte und teure Wohn- und Gewerberäume, deren Mietpreise heute zu den höchsten in New York gehören. SoHo lädt heute zum Schlendern und Shoppen in den vielen kleinen Gassen ein.

Von SoHo ging unser Spaziergang nahtlos über zu Greenwich Village mit seiner intimen, europäischen Atmosphäre und seinen ebenfalls niedrigen Gebäuden. Bekannt wurde das Viertel vor allem durch die Fernsehserie "Sex and the City". Hier wohnte die Hauptfigur Carrie Bradshaw in der Perry Street Nr. 66. Bis dahin schafften wir es aber leider nicht.

Uns wurde nämlich der leckerste Cheeseburger der Welt versprochen - und den fanden wir auch in einer kleinen Straße in der Nähe des Washington Square Parks. Bei 7th Street Burger gibt es sogar eine vegetarische Cheeseburger Variante - der Impossible Burger. Wir nahmen alles to go mit und machten uns auf den letzten Fußmarsch des Tages in den Washington Square Park. Und zum Glück, dort gab es ein Spielplatz mit Wasserspielen und der Tag war gerettet. Und auch sonst war der Park mit seiner pulsierenden Atmosphäre und der atemberaubenden Architektur ein Besuch allemal wert. Ursprünglich als Paradeplatz und öffentlicher Markt konzipiert, hat der Washington Square Park im Laufe der Jahre viele Veränderungen erfahren. Heute bietet er eine malerische Kulisse mit Rasenflächen, alten Bäumen und einem charakteristischen Springbrunnen vor dem berühmten Washington Square Arch, ein neoklassizistisches Denkmal, das an das Erbe von George Washington erinnert. Der Park ist ein Zentrum für Freizeitaktivitäten und bietet regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Theateraufführungen und Kunstausstellungen. Der Park ist auch ein beliebter Treffpunkt für Straßenkünstler, Musiker und Performer, die die lebendige Atmosphäre des Parks bereichern. Als wir gerade gehen wollten, fand vor dem imposanten Arch ein Tanz-Happening statt, welches uns in seinen Bann zog. Was für ein schöner Abschluss unsere überwältigenden New York Tour mit Kindern.

Von New York ging es für uns mit einem Mietwagen weiter zu den Niagarafällen. Die gewaltigen Wasserfälle liegen etwa 640 km nordwestlich von New York City zwischen dem Lake Erie und dem Lake Ontario. Wir machten noch ein Schlenker über die Farm unserer Bekannten bei New Haven, noch eine Zwischenübernachtung auf dem Weg und dann waren wir auch schon da.

Die Niagarafälle bestehen aus insgesamt drei Wasserfällen, die über gigantische Felsenklippen bis zu 57 Meter in die Tiefe stürzen - 3.160 Tonnen Wasser pro Sekunde, was über 4 Mio. Kilowatt Strom ergibt, die von den USA und Kanada gemeinsam genutzt werden. Eines der schönsten Naturspektakel der Erde ist also auch hilfreich für die Umwelt. Um dieses Naturwunder zu schützen und zu erhalten, wurde 1885 der Niagara Falls State Park eingerichtet, der damit der älteste State Park der USA ist.

Wir blieben dieses Mal auf der amerikanischen Seite der Fälle. Die Aussicht von hier auf die Wasserfälle ist logischerweise eine völlig andere als von der kanadischen Seite aus, dafür ist die amerikanische Seite tatsächlich naturbelassener und nicht so kommerziell wie die kanadische Seite.

Wir kamen nachmittags in unserem Hotel in Niagara Falls City an. Vor dem Abendessens wollten wir noch einmal rasch einen ersten Blick auf die Wasserfälle werfen. Erster Anlaufpunkt für uns war der gut ausgebaute Terrapin Point auf Goat Island. Von hier aus hatten wir einen guten Blick auf Teile der Horseshoe Falls sowie die American Falls und die Bridal Veil Falls. Der Wasserdampf stieg in die Luft und in der Abendsonne waren die Farben noch einmal ganz besonders knallig. Es war beeindruckend!

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder auf den großen Parkplatz von Goat Island. Dieses Mal gingen wir Richtung Bridal Veil Falls, diese sind gerade einmal 17 Meter breit und es war irre unmittelbar neben der Sturzkante zu stehen und die Wassermassen zu beobachten! Über eine Brücke gelangten wir zu Luna Island, von hier hatten wir unter anderem einen sehr guten Blick auf die Bridal Veil Falls, die American Falls und auf die Holzplanken der Wind of Caves unter uns. Wir beobachteten, wie die Leute sich einen Spaß daraus machten, so dicht wie möglich an die Wasserfälle zu gelangen, um möglichst schön nass zu werden … Genau da wollten wir auch hin - zu den Caves of the Wind!

Von den Cave of the Winds hat man den besten Blick auf die Bridal Veil Falls und kann tief in diese unglaubliche Wildnis eintauchen. Nachdem wir die Tickets gekauft hatten, uns zur angegebenen Zeit in die Schlange gestellt hatten, ein Erinnerungsfoto haben schießen lassen, in einem Kinosaal einen Film über die Geschichte der Niagarafälle gesehen hatten, ging es mit einem Aufzug 53 Meter hinab zur Niagara Schlucht. Dort angekommen, bekamen wir die berühmten gelben Ponchos ausgeteilt. Dann ging es zu Fuß weiter über die die Holzstege und -treppen bis wir nur noch etwa 10 Meter von den Bridal Veil Falls entfernt waren. Die Aussicht vom berühmten Hurricane Deck war unvergleichlich – und trotz der Ponchos wurden wir von den tosenden Wasserfällen durchnässt. Es war spektakulär und eine fabelhafter Abschluss unserer New York Reise mit Kindern.

Für uns ging die Reise noch weiter nach Cleveland, Ohio, wo ich als 16-jährige ein Jahr bei einer US-amerikanischen Gastfamilie gelebt und die High School besucht hatte.

New York City ist eine unglaubliche Stadt und definitiv muss man diese Stadt gesehen haben. Die geballte Ladung an Must-Sees könnte aber dazu verleiten, dass der Sightseeing Trip durch Manhattan etwas anstrengend für Familien mit kleinen Kinder wird. Das A und O für ein Trip mit Kindern nach New York ist eine gute Planung. Die Tagesausflüge sollten kindgerecht gestaltet sein - viele Pausen - viele Spielplätze - und immer reichlich Snacks im Rucksack!

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in New York sind meiner Meinung nach: Top of the Rock mit seiner gigantischen Aussicht auf die Stadt, die niemals schläft; ein Schlenker über die 5th Avenue und ein Ausflug in den Central Park. Sehr gut gefielen mir auch die Spaziergänge durch die verschiedenen bunten Stadtteile von Brooklyn. Was uns aber tatsächlich am meisten im Herzen bleibt, ist die Herzlichkeit der kinderfreundlichen New Yorker. Es gab keine Subway-Fahrt in der wir nicht mit irgendjemanden ins Gespräch kamen. So viel Beton auf einmal kann auch erdrückend wirken, deshalb war der Ausflug in die Natur, zu den Niagarafällen ein tolles Kontrastprogramm.

Was wir das nächste Mal auf unserer Bucket-List für New York City haben, ist der Besuch der Freiheitsstatue. Wir haben sie immer nur aus der Ferne gesehen und dabei ist sie doch DAS Wahrzeichen Amerikas - das Eingangstor nach New York City, das Besucher aus aller Welt willkommen heißt. Sie war auch das erste, was die damals knapp 12 Millionen Einwanderer sahen, als sie auf Schiffen über den Atlantik nach Amerika kamen, diese überdimensionale Statue, die heute für politische Freiheit und Demokratie steht!

Und? Habt Ihr auch Lust auf einen New York Trip bekommen? Wenn Ihr Fragen habt, schreibt mich gerne an. 

Ansonsten könnt Ihr ja nochmal durch meine anderen Reiseberichte stöbern!

* Namen wurden geändert.