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Lebhaftes Buenos Aires entdecken

Buenos Aires entdecken


lebhaft, inspirierend, zauberhaft


Von Montevideo nach Buenos Aires

Eigentlich ist Buenos Aires nicht weit von Montevideo entfernt. Man muss nur den Rio de la Plata überqueren. Aber am Ende haben meine Freundin Katharina und ich lange gebraucht, um dorthin zu gelangen. Wir starteten um 5:20 Uhr in Atlántida (Uruguay) und nahmen den einstündigen Bus zum Busbahnhof Montevideo. Von dort machten wir eine zweistündige Busfahrt nach Colonia, von wo aus wir die Fähre nach Buenos Aires nahmen.

Vom Hafen war es schwer, ein Taxi zu finden, dass uns für die kurze Fahrt zum Hotel mitnehmen wollte. Aber wenig später hatten wir es geschafft und sind in unserem Hotel in der Avenida Paraguay angekommen. Wir machten einen kleinen Spaziergang in unserem Barrio, durch die Einkaufsstraße Florida in Richtung Avenida de 9 Julio - dem größten Boulevard der Welt.

Buneos Aires entdecken

In den folgenden Tagen haben wir versucht, uns von der Stadt inspirieren zu lassen. Wir gingen durch die verschiedenen Barrios - jeder einzelne von ihnen hat seine eigene und unverkennbare Identität - wir sahen Künstlern zu, wie sie ihre Tangotänze auf den Straßen und Plätzen von La Boca und San Telmo aufführten, und gingen nachts in Palermo für einen Cocktail und entspannten in den Parks und Gärten der Stadt. Der Jardín Botánico ist ein typischer Park, er ist auch als Katzenpark bekannt, weil so viele Katzen dort ihr Zuhause gefunden haben. Man sagt, dass Katzen immer Energie an Orte gehen, die viel Energie haben. Und das konnte man fühlen, in dieser Oase mitten in der riesigen Stadt!

 

Während die Stadt auf den ersten Blick sehr laut, stressig und schmutzig wirkte (Buenos Aires bedeutet "gute Luft", aber das passt nicht mehr, als wir dort waren streikte sogar die Müllabfuhr, dementsprechend lag  überall Müll rum und es stank),  entdeckten wir doch sehr schnell den wundervollen Charakter von Buenos Aires, der uns verzauberte. Nicht ohne Grund ist Buenos Aires als Paris Südamerikas bekannt, aber es hat mich auch an New York City erinnert. Es ist dieser Kontrast, der Buenos Aires zu etwas Besonderem macht: alt neben neu, hübsch neben hässlich und leider auch sehr reich neben sehr arm. Riesige Wolkenkratzer befinden sich neben alten Gebäuden aus der Kolonialzeit mit wunderschönen verschnörkelten Balkonen, und alten Kirchen, die zu der Zeit gebaut wurden, als Buenos Aires noch eine kleine Hafenstadt war. Die großen Avenidas sind zum Teil sogar siebenspurig und um die Ecke entdeckt man ruhige Kopfsteinpflastergassen. Die farbenfrohen Häuser von La Boca sind jedoch einzigartig.

 

Buenos Aires gilt auch als das größte kulturelle Zentrum des Kontinents. Von hier soll auch der Tango stammen. Ein Theater reiht sich hier neben dem anderen. Die Stadt erwacht nachts mit vielen Nachtclubs und Live-Musik. In den Bars tanzen die Gäste Tango bis die Sonne aufgeht.

Porteños - Einwohner von Buenos Aires

Wir waren von den Porteños, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden, sehr positiv überrascht. Sie gelten als arrogant und überheblich, aber wir haben sie ganz anders erlebt. Das können wir aber keinstenfalls unterschreiben.

ls wir auf dem Weg von der Promenade des Hafens nach La Boca waren, sprach eine Frau aus einem geparkten Wagen uns an. Ob wir Touristen waren, wollte sie wissen, und wohin wir wollten. "Nach La Boca", sagten wir. "Oh, dann tut mir bitte den Gefallen und geht weiter geradeaus, biegt dann rechts ab - egal was passiert, biegt links ab - weil es gefährlich ist und ich mir immer Sorgen mache, wenn ich Touristen hier sehe.”

 

Ein anderes Mal fuhren wir mit dem Bus der Linie 140 nach Palermo. Der Bus war voll und es war sehr heiß. Auf einmal fingen die Leute plötzlich an zu streiten und zu schreien. Ich habe nicht sofort verstanden, was los war. Eine Frau hatte wohl eine andere Frau  beobachtet, die Ausschau nach den Geldbörsen der anderen Passagiere hielt. Als sie erkannte, dass die Frau sie beobachtete und wusste, was sie tun würde, spuckte sie ihr ins Gesicht und stieg aus dem Bus aus. Die Frau mit der ganzen Spucke im Gesicht war schockiert und sehr verärgert. Andere Leute im Bus sahen das auch und dann gab eine Frau von vorne ihr Desinfektionsmittel, eine andere gab ihr ein paar Taschentücher, eine Frau von hinten sagte: Ja, ich habe sie auch gesehen. Das ist wirklich unverschämt! “ Und so sprach der ganze Bus über das, was passiert war und über die vielen Verbrechen dieser Tage. Ein älteres Ehepaar kam zu uns und begann ein Gespräch: Woher wir kamen und was wir in Buenos Aires machen würden, fragten sie interessiert. Dann erzählten sie uns, dass sie im Norden Argentiniens nahe der Grenze zu Paraguay lebten, wo die Landschaft wunderschön sein soll. Als wir aus dem Bus stiegen, sagte eine andere Frau zu uns: „Seit vorsichtig mit euren Geldbörsen, Mädchen“.

Also nein! Wir konnten wirklich nicht sagen, dass Argentinier arrogant, überheblich oder unfreundlich sind! Aber wer weiß, wie sie sind, wenn es um Fußball geht…

Der Tango - aus Buenos Aires oder Montevideo?

Vor allem zwischen zwischen Uruguayern und Argentiniern soll es einige Rivalitäten geben… etwa so ähnlich wie zwischen Menschen aus Köln und Düsseldorf. Wer ist freundlicher, wer spielt besseren Fußball und wo hat der Tango wirklich seinen Ursprung? Tatsächlich kommt der Tango aus Montevideo, aber alle Welt glaubt, dass er aus Buenos Aires kommt - kein Wunder, weil jeden Abend werden in den Theatern der Stadt Tangoshows gezeigt und auf den Plätzen führen Straßenkünstler ihre Tangotänze auf. Vielleicht hat der Tango seinen Ursprung in Montevideo, aber in den 1940er Jahren begann eine glorreiche Zeit in Buenos Aires, und ab da wurde der Tango berühmt.

 

Argentinien - Politik und Protest

Uns ist aufgefallen, dass die Argentinier mit der Politik ihres Landes unzufrieden sind. Und auch wir konnten den starken Wind spüren, den die Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner in ihrem Land verbreitete. Die Schutzmaßnahmen sowie die Devisenkontrolle brachten bereits immense Kritik von der Welthandelsorganisation. Es war fast unmöglich, zu dieser Zeit US-Dollar zu wechseln. Auch für uns war dies sehr unpraktisch, da wir ein kleines Problem mit meiner Kreditkarte hatten und Dollars wechseln mussten. Am Ende hat unser Hotel für uns getauscht, aber zu einem sehr schlechten Kurs. Auf den Straßen von Buenos Aires rannten Männer herum, die illegal Dollars für etwas weniger wechseln würden. Eigentlich ist das unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Präsidentin mehrere Bankkonten auf der ganzen Welt hat, weil sie Angst vor einer bevorstehenden Krise hat. Wir haben die wachsende Unzufriedenheit der Einwohner aufgrund mehrerer Korruptionsskandale, der ständig zunehmenden Kriminalität und Arbeitslosigkeit wirklich bemerkt. Auf der „Plaza de Mayo“ befanden sich noch einige Relikte der letzten Demonstration mit mehr als hunderttausenden Teilnehmer*innen im September und November 2012: Riesige Plakate und Warnschilder hingen am Denkmal in der Mitte des Platzes.

 

Nachdem wir von Buenos Aires zurück nach Uruguay gereist waren, gab es in Argentinien viele Verbrechen. Aufgrund von Hunger griffen Plünderer Supermärkte an und stahlen das Essen. Zuerst passierte es nur auf dem Land, aber jetzt gingen sie auch in die Hauptstadt. Was ist das für eine Präsidentin, die ihr Volk so sehr leiden lässt, während sie selbst wie ein Model lebt? Sie erschien mit Highheels zu einem Staatstreffen mit Kanzlerin Angela Merkel, die ihren Mund nicht schließen konnte, als sie das sah. Bitte nicht falsch verstehen, jeder darf natürlich anziehen was er will. Aber wenn man dann die ganzen Obdachlosen in Buenos Aires sieht - ganze Familien mit Kindern und kleinen Babys, die auf der Straße leben -, da kriegt man wirklich Gänsehaut.

Falls euch ein kritischer Blick auf die Geschichte Argentiniens und generell Südamerikas interessiert, kann ich euch das Buch von Wolfgang Kaleck empfehlen: "Mit Recht gegen die Macht. Unser weltweiter Kampf für die Menschenrechte." Wolfgang Kaleck ist Rechtswissenschaftler und verbrachte einen Teil seines Referendariats in Guatemala, wo er bei einer Menschenrechtskommission tätig war. Hier kam er mit einheimischen Menschen in Kontakt, die Angehörige durch Gewalt und Folterungen verloren hatten. Seit 1998 arbeitet Kaleck daran, argentinische Militärs in Deutschland wegen der Ermordung und Folterung deutscher Opfer der dortigen Militärdiktatur (1976-1983) der Strafverfolgung zuzuführen.

Fazit meiner Buenos Aires Reise

Um zu einem Schluss zu kommen: Buenos Aires ist eine riesige Stadt, in jeder Hinsicht überwältigend, eine tolle Mischung aus allen möglichen Kontrasten. Besonders in den verschiedenen Barrios warten viele Überraschungen auf einen und man wird von all den Tänzen, Liedern und Gedichten dieser Stadt verzaubert.

Weiter führt mich meine Südamerikareise nach Brasilien. Die Reisebericht dazu folgen in Kürze.

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