Familienurlaub in der Türkei
Von den Massen zur Ruhe
Ich persönlich hatte ja der Pauschalreise schon abgeschworen. Doch ehe ich mich versah, hastdusienichtgesehen, saß ich plötzlich an der Türkischen Ägäis in einer Riesen-Hotelanlage am Pool und schlürfte meine Mojitos.
Aber ganz von vorne. 2022 hatten wir eigentlich wieder mal einen Eritrea Urlaub geplant, - wollten Lillys* Großeltern besuchen - doch dann kam uns die nächste Corona-Welle dazwischen und wir mussten unsere Eritrea-Reise nun schon zum 3. Mal absagen. Corona-Langweile gab es bei uns trotzdem nicht und wir starteten das nächste Großprojekt – aber dazu erzähle ich euch an anderer Stelle mehr. Das Großprojekt verzögerte sich allerdings um einige Wochen. Für die Osterferien hatten wir jedoch schon Urlaub genommen und Lilly hatte Tagesmutter-frei. Also entschieden wir uns für eine Last-Minute-Reise in die Türkei. Wir waren alle noch nie in der Türkei - wegen der politischen Lage stand sie auch nicht gerade ganz oben auf meiner Bucket-List. Aber der Reiz, sich einfach mal um nichts kümmern zu müssen, war so groß, dass wir darüber hinwegsahen. Außerdem würde bestimmt das Wetter besser sein, als anderswo in Europa. Und die Türkei, besonders die Türkische Ägäis soll ja landschaftlich traumhaft sein. Außenpools, Innenpools, Wasserrutschen, Kinderbecken, hoteleigener Strand, Essen und Getränke von morgens bis abends und jeder kann essen, was er möchte, Kinderanimation, Room-Service, Familienzimmer, das alles gab es im Aqua Fantasy Hotel in Kusadasi.
Fliegen mit Kleinkind - Auf dem Weg nach Kusadasi
Wir sind wirklich schon lange nicht mehr geflogen. Das letzte Mal als Lilly zwei Monate alt war, nach Portugal, wo wir unsere Elternzeit verbracht hatten. Daran konnte sie sich aber natürlich nicht mehr erinnern. Nun war sie schon 2,5 Jahre und brauchte ihren eigenen Sitz. Wir hatten extra humane Reisezeiten gewählt - tagsüber, aber schon der Weg zum Flughafen war so aufregend, dass unsere Kleine nicht an Mittagsschlaf denken konnte. Kurz vorm Boarding fielen dann aber doch die Augen zu und sie schlief auf Papas Armen ein. Sie wachte erst wieder auf, als wir hoch oben über den Wolken waren.
Entgegen unserer Erwartungen regnete es bei Ankunft in Izmir, der Landeanflug war daher wackelig und wir flogen durch eine dicke Wolkenschicht. Lilly war gar nicht mehr zum Lachen zumute und weinte die ganze Zeit. Sie wollte zu mir, aber das ging nicht, weil sie auf ihrem eigenen Sitz angeschnallt bleiben musste. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, sprang sie aber schon wieder kichernd hin und her.
Es war bereits dunkel, als wir beim Transferbus ankamen. Ein türkisch-deutsches Ehepaar aus Düsseldorf stieg zu uns in den Bus und wir unterhielten uns. Als wir losfuhren, sahen wir in der Dunkelheit die ersten Palmen, die ich Lilly zeigte. „Palmen sind so schön“ sie wiederholte, was ich sagte. Ich hoffte, dass sie bald einschlief und dass ihr nicht übel werden würde während der Fahrt. Kurze Zeit später schlief sie ein und rührte sich nicht mehr bis zu unserer Ankunft im Aqua Fantasy Hotel.
Ankunft im Aqua Fantasy Hotel in Kusadasi
Als wir im Aqua Fantasy Hotel ankamen, schlief Lilly immer noch und wir legten sie sanft in ihren Buggy. Wir mussten uns beeilen, um im Hotel Restaurant noch etwas zu Essen zu bekommen. Danach konnten wir endlich auf unser Zimmer.
Die ersten Tage ließen wir uns vom Hotelalltag treiben. Es gab feste Zeiten für Frühstück, Mittagessen, Abendessen, diese durften wiederum nicht mit Lillys Mittagsschlafzeiten kollidieren. Was auch im Zeitplan mit bedacht werden musste, war der Weg zum Speisesaal, dieser führte nämlich an funkelnden Karussells vorbei, an denen Lilly nicht einfach vorbei gehen konnte, sondern am liebsten Stunden darauf verweilt hätte. Also, bedürfnisorientierten Familienurlaub stelle ich mir irgendwie anders vor - zum Beispiel eine eigene Ferienwohnung und wir können den Tag frei nach unseren Bedürfnissen planen.
Bald wusste ich auch wieder, warum ich keine Pauschal / All Inclusive Urlaube mag. Da schaufeln sich übergewichtige Kinder eine Sahnetorte nach der anderen auf ihre Teller und die Eltern sitzen am Tisch vor ihren ebenfalls viel zu vollen Tellern und starren in ihre Handys. Denkt man selbst noch am Anfang: was für ein abwechslungsreiches Buffet mit viel frischem Gemüse und Salat, so hat man sich auch daran spätestens am dritten Tag satt gegessen.
Allerdings muss ich auch zugeben, einige Vorteile hat so ein Pauschal / All Inclusive Urlaub in einer mega Hotelanlage schon. Unser absolutes Highlight war die Kinderanimation. Lilly war zwar noch zu klein für den täglichen Kids-Club, aber wir konnten jeden Abend in die Kinderdisco gehen und dort hatte sie Spaß ihres Lebens.
Flucht aus dem Hotel - Tagesausflug ins malerische Kusadasi
Nach drei Tagen mussten wir dann doch mal aus dem Hotelkomplex raus. Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren nach Kusadasi. Es war wie ein Tag Urlaub vom Hotelurlaub! Genau so stellen wir uns Urlaub vor, sich einfach durch fremde Mittelmeer-Städtchen treiben lassen und Pausen an den schönsten Stellen einlegen - ganz nach seinem eigenen Gusto und nach seinem eigenen Zeitplan.
Kusadasi ist ein malerischer Badeort an der westlichen Ägäisküste. Das Zentrum des kleinen Städtchens ist eine schöne Mischung aus kleinen Geschäften und Boutiquen, traditionellen Teehäusern und alten Gebäuden. Die Uferpromenade mit seinem Yachthafen und dem authentischen Fischmarkt lädt zu gemütlichen Spaziergängen ein. Am Ende der Promenade liegt das Wahrzeichen von Kusadasi, die Burg der Taubeninsel, die sich wenige hundert Meter vor dem Festland befindet. Man erreicht die Insel über einen schmalen Damm. Die alte Burg und der umliegende Park sind ein Platz der Ruhe und Entspannung und bieten wirklich atemberaubende Aussichten auf die traumhaft schöne Ägäisküste.
Nachdem wir die Taubeninsel besichtigt hatten, machten wir es uns auf der Terrasse des Roomers-Restaurants gemütlich. Auch von hier hatten wir einen tollen Blick auf das türkis-blaue Meer und stärkten uns mit ein paar Snacks und schlürften köstliche Cocktails während Lilly ihren verdienten Mittagsschlaf im Buggy machte.
Danach schlenderten wir weiter die Uferpromenade entlang, von einem Spielplatz zum nächsten. Auf dem letzten Spielplatz trafen wir eine junge türkische Familie, ihre Tochter war ein Jahr jünger als unsere und wir kamen ins Gespräch. Schnell hatten wir uns so gut verstanden, dass sie uns für den nächsten Tag zum Frühstück einluden.
Türkische Ägäis - Land und Leute kennenlernen
Unsere neuen Freunden holten uns am nächsten Tag vom Hotel ab und fuhren mit uns ins Landesinnere. Dort machten wir Halt in einem wunderschönen Restaurant mit großer Terrasse unter Weinranken. Hühner und Hunde liefen um unsere Beine herum und einen Spielplatz gab es auch auf dem Gelände. Zum Frühstück wurden viele kleine Köstlichkeiten in kleinen Schälchen serviert. Dazu wurde türkischer Kaffee gereicht.
Nach dem Frühstück ging es weiter zu dem Anwesen unserer neuen Freunde. Sie hatten gerade erst ihr neu erbautes Haus fertiggestellt. Es war wirklich wunderschön, mit großer Terrasse und Olivenhainen rund ums Haus herum. Auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen verstanden sich die Kinder super. Der Papa war sehr sympathisch und erzählte uns viel über Land und Leute, seinen Beruf und die Träume, die sie hatten. Mit der Mama konnte ich mich nicht so gut verständigen, aber ich fand sie sehr inspirierend. Im Garten liefen die eigenen Hühner rum, und brachten ihre Eier direkt ans Küchenfenster. Sie machte auch ihr eigenes Johanniskrautöl, von dem sie mir eine Tube mitgab. Das war wahrhafte türkische Gastfreundschaft und noch lange nach unserem Urlaub hielten wir Kontakt.
Urlaub im Aqua Fantasy ausklingen lassen
Eine Woche geht schnell um. Wir wollten uns eigentlich nochmal mit unseren Freunden treffen, nochmal nach Kusadasi und eine Bootstour machen, doch Lilly war nicht mehr vom Hotelpool wegzukriegen. Nun war auch endlich das Wetter so gut, dass sie den ganzen Tag planschen und mit den anderen Kindern im Pool spielen konnte. Und ganz ehrlich, es gibt Schlimmeres als den ganzen Tag am Pool zu relaxen, zu lesen und genüsslich seine Mojitos zu schlürfen. Wir fanden auch heraus, dass die Strandbar ebenfalls Mittagessen und Nachmittagssnacks servierte. Dort war zwar nicht so viel Auswahl, aber eine weitaus entspanntere Atmosphäre als der turbulente Speisesaal im Hotel. Und so konnten wir unserem Pauschalurlaub an der türkischen Ägäisküste doch noch etwas abgewinnen. Wir buchten sogar ein Familien-Foto-Shooting mit Sonnenuntergang am Strand und Lilly bekam ihren allerersten Haarschnitt beim hoteleigenen Friseur.
Schlussendlich kommt es doch immer darauf an, was man selber daraus macht. Für uns hätte es sich nicht wie richtiger Urlaub angefühlt, wenn wir die gesamte Woche nur im Hotel verbracht hätten. Land und Leute kennenzulernen gehört zu einem richtigen Urlaub in einem fremden Land für uns einfach dazu. Und es war genau die richtige Mischung von den Massen zur Ruhe und Entspannung.
Wir kommen bestimmt bald wieder…
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* Namen wurden geändert.