Hier sind sie noch zu finden: unberührte, abgeschiedene, ja fast menschenleere Strände! An der traumhaften Costa Vincentina, dem südwestlichen Küstenstreifen, liegen einige der schönsten Strände Portugals. Weitläufige Sanddünen werden von einer bis zu 70 m hohen, schroffen Steilküste gesäumt. Das lockt Surfer und Bodyboarder an, die bis in den Winter hinein nach der perfekten Welle jagen. Und auch Familien lieben die weitläufigen Strände, an denen manchmal kleine Flüsse ins Meer münden. Hier spielen die Kinder im Sand und im Wasser und manch einer lässt sich vom Fluss ins Meer treiben.

In den ersten zwei Wochen klapperten wir alle Strände der Umgebung ab. Ich wollte jeden Tag einen Strandspaziergang machen. Ob es noch so warm sein würde, um ins Wasser zu springen - in den kalten Atlantik wohlgemerkt? Zumindest für die Surfer war noch Hochsaison.

Und wir hatten Glück: Im Oktober, während unserer Elternzeit in Portugal, war es noch so warm, dass wir drei Badetage machen konnten. Babylilly schien das warme Wetter auch zu genießen. Sie konnte ganz frei auf der Decke und unterm Sonnenschirm herum strampeln. Das Wasser war aber doch noch zu kalt für sie.

Meine absoluten Lieblingsstrände von Aljezur! Schon die Fahrt zum Praia de Monte Clérigo ist spektakulär. In Aljezur geht's links den steilen Berg hinauf, dann weiter durch die bizarre Hügellandschaft, bis irgendwann am Horizont der blaue weite Ozean auftaucht. Kurz vor dem Abhang macht die Straße eine steile Linkskurve und unter einem erstreckt sich der lange weiße Sandstrand und das süße kleine, bunte Fischerdörfchen Monte Clérigo. Hier wirkt alles so idyllisch und romantisch und es wirkt, als wäre das kleine Örtchen einem Roman entsprungen. In den Erinnerungen meiner Kindheit wirkte alles viel größer. Einige Bars und Restaurants gibt es auch nicht mehr. Dafür haben neue, schicke Läden unten am Wasser geöffnet, wo man leckeren Fisch essen kann. Der Strand ist weitläufig und die Wellen sind hoch. Und rechts, ganz hinten in der Ecke, ist es windgeschützt. Das lässt auch im Herbst noch ein Sonnenbad zu.

Lieblingsstrand Nr. 2, Praia da Amoreira, erreicht man über eine asphaltierte Straße, rechts an Aljezur vorbei. Die Straße führt neben dem kleinen Fluss entlang, der auch durch Aljezur fließt und am Praia da Amoreira ins Meer mündet. Hinter dem Strand türmt sich der Sand zu meterhohen Dünen auf. Familien schlagen ihre Zelte meist am Fluss auf, wo die Kinder sicher planschen können. Wer mehr Lust auf Wellen und einen Blick bis zum Horizont haben möchte, legt sich an den weitläufigen Sandstrand.

Der Fluss war übrigens mal einige Jahre lang ausgetrocknet. Doch dann hat man zum Glück das Flussbett mit Baggern wieder ausgehoben. Es wäre zu schade gewesen, wenn dieses Naturspektakel verschwunden wäre.

Ach ja, und ganz früher gab es keine Straße nach Amoreira. Unter den Hippies und Aussteigern aus Aljezur war der Strand trotzdem bekannt. Sie fuhren bis zu den Klippen auf der anderen Flussseite, kletterten zum Fluss hinab und schwammen mit den Badesachen auf dem Kopf ans andere Ufer. Dafür hatten sie dann aber wirklich einen menschenleeren Strand. 

Obwohl ich schon so oft Urlaub an der Algarve gemacht habe, entdeckte ich in unserer Elternzeit in Portugal tatsächlich neue Strände. So zum Beispiel Praia da Bordeira. Auch hier fließt ein Fluss ins Meer und der Strand ist sogar noch länger als der Praia da Amoreira. Hier haben wir kilometerlange Spaziergänge gemacht, bei den wir philosophiert haben, wie es wohl sein würde, an der Algarve zu leben. Wir mussten nur zusehen, dass wir vor der Flut wieder zurückkehrten, sonst wären wir vom Felsen eingeschlossen worden und hätten die Nacht am Strand verbringen müssen. Lilly hat das alles nicht beeindruckt. Sie schlief die ganze Zeit im Tragetuch, die frische Seeluft hat sie anscheinend sehr müde gemacht.

Odeceixe selbst ist ein schönes altes Städtchen mit einigen Cafés, Restaurants und Bars. Hier führt der Fishermen’s Trail entlang, ein Wanderpfad entlang der Steilküste der Costa Vincentina, durch die artenreiche Dünenlandschaft und vorbei an den traumhaften Stränden. Im Oktober ist auch gerade Wandersaison, so haben wir einige Pilger durch den Ort Odeceixe wandern sehen. Über den Dächern von Odeceixe thront eine kleine weiße Windmühle. Von dort aus hatten wir einen weiten Blick auf das grüne Tal und hinten, am Horizont erstreckte sich das blaue Meer. Dort sind wir dann auch noch hingefahren, zum Strand von Odeceixe. Auch hier mündet ein kleiner Fluss ins Meer und auch das ist ein toller Ort für Familien mit Kindern und ein Surferparadies. Hier gibt es einige Ausflugsmöglichkeiten, neben dem Wandern kann man auch ein Kanu mieten und damit den Fluss aufwärts fahren. Das steht für uns noch auf der Liste für das nächste Mal, wenn Lilly etwas älter ist.

So richtig beeindruckt haben uns die beiden wilden Strände Castelejo und Cordoama. Von dem Ort Vila do Bispo führt eine Straße zu den Stränden und zu einer Aussichtsplattform. Das Panorama ist wirklich sensationell: kilometerlange weiße Sandstrände, aufschäumende Wellen und die stark zerklüftete Felsküste, die bis zu 100 Meter hoch ragt. Es wirkt wie eine Mondlandschaft, ein anderer Planet. Leider zogen sich bei unserem ersten Besuch Regenwolken an und so mussten wir unseren Spaziergang abbrechen. Schnell sind wir noch zum Aussichtspunkt gefahren, wo sich ein paar Paraglider austobten. Die Natur hier ist einfach atemberaubend und gab uns ein Gefühl der Demut und großer Dankbarkeit, dass wir so etwas schönes erleben durften.

Fortsetzung unserer Elternzeit in Portugal folgt in Kürze. Habt ihr schon Teil 1 - Ankunft an der Algarve gelesen? Hier schreibe ich über das Gefühl, zum ersten Mal mit meinem Baby am Strand zusein. Aber lest selbst.

Wart ihr auch schonmal an der Algarve? Was sind eure Lieblingsstrände?

* Namen wurden geändert.