Elternzeit in Portugal - Teil 1
Mit Baby an der Algarve - Anreise und Ankunft
Mit Baby an der Algarve - Die Reisen mit Baby planen
Schon sehr früh war uns klar, wenn wir einmal Kinder bekommen, wollen wir gemeinsam Elternzeit machen und mit den Kindern verreisen. Wir haben uns das so toll vorgestellt, vielleicht irgendwo in Südostasien mit den Backpacks unterwegs sein, die Kinder auf der Schulter und auf gehts ins Abenteuer.
Dann wurde ich schwanger und wir begannen unsere Elternzeit konkret zu planen. Ursprüngliche Idee war, meine Freundin Katha* in Uruguay zu besuchen. Ein Ausflug nach Patagonien sollte auch dabei sein - solange die Gletscher noch stehen. Da Fany* jobmäßig sehr eingespannt war, konnte er seine Elternzeit nur m Oktober und November nehmen. Die kleine Lilly* sollte dann bei Abreise erst zwei Monate alt sein. Ein Direktflug nach Buenos Aires dauert 14 Stunden - der längste Non-Stop Flug der Lufthansa by the way! Das war uns doch ein bisschen zu krass. Zumal Lilly dann noch so klein gewesen wäre und von dieser großen und bedeutsamen Reise kaum etwas mitbekommen hätte.
Wir entschieden uns für einen Ort, der immer funktioniert: für die westliche Algarve, das Kalifornien Europas, meiner zweiten Heimat - zumindest im Herzen. In meiner eigenen Kindheit hatte ich schon viele Sommer dort verbracht und ich hab so viele schöne Erinnerungen - der Geruch einer bestimmten portugiesischen Pflanze, die kleinen Wege in Aljezur hinauf zur Burg, der Weg zum Strand, wenn am Horizont das Meer sichtbar wird!
Mit Baby an der Algarve - Packen für’s Baby
Wir wollten sechs Wochen an der Algarve bleiben. Es ist kaum zu glauben, wie viel so ein kleiner Wurm an Gepäck braucht. Lilly hatte den größten Koffer, der bis oben hin voll war mit Wickelsachen, Klamotten für Sommer und Winter, ihrer Badewanne, Kinderwagen, Babyschale, Tragetücher und so weiter und so fort.
Fany ist drei Tage vor uns mit dem Auto und dem meisten Gepäck vorgefahren. Lilly und ich sind mit Kinderwagen und einem Rucksack der wichtigsten Dinge hinterher geflogen. Die Wiedersehensfreude in Faro am Flughafen war riesig. Fany hatte die lange Autofahrt gemeistert und Lilly und ich die aller ersten Tage alleine zu Hause und einen aufregenden ersten Flug, den Lilly fast komplett verschlafen hatte.
Mit Baby an der Algarve - Die Ankunft
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Ziel: Cerca dos Pomares - ein winziges “Dorf”, eher eine Abzweigung mit drei bis vier Häusern, mitten in der Pampa, drei Kilometer hinter Aljezur, auf der Straße, die ins Monchique Gebirge führt. Wer sich an der westlichen Algraveküste ein bisschen auskennt, weiß nun ziemlich genau, wo wir uns befanden.
Unsere Vermieterin Sigrid hat sich in Cerca dos Pomares niedergelassen. Ihre Töchter sind in Aljezur aufgewachsen, sie selbst kommt ursprünglich aus Berlin. In der DDR hat sie eine Ausbildung zur Elektrikerin gemacht und auf dem Bau gearbeitet und baut heute ihre Häuser selbst.
Unser kleines Ferienhäuschen hat Sigrid auch sehr gemütlich eingerichtet. Es gab dort alles was wir brauchten, sogar ein Kinderbett hat sie uns hingestellt - Lilly brauchte es aber gar nicht, sie hat sich bei uns im großen Bett am wohlsten gefühlt. Alles war sehr sauber, in der Küche waren auch alle nützlichen Utensilien vorhanden, ein Ofen spendete Wärme in den kalten Herbstnächten. Das schönste aber war die Terrasse, auf der eine riesige Palme ihren Platz fand und dahinter erstreckten sich die immergrünen Hügel der Serra de Monchique.
Mit Baby an der Algarve - Erster Tag am Strand Praia da Arrifana
Wenn jemand schon einmal an der Algarve Urlaub gemacht hat, kennt er oder sie vermutlich die spektakulären Wege zu den atemberaubenden Stränden. Aljezur hat drei Hausstrände, die jeweils in ca. 15 Minuten mit dem Auto zu erreichen sind. Wir entschieden uns am ersten Tag für den Praia da Arrifana, der am südlichsten gelegene der drei Strände. Arrifana gilt auch als einer der Hotspots für Surfer. Es war relativ frisch, aber die Sonne schien an einem wolkenlosen, knallblauen Himmel. Wir fuhren an den beiden Hügeln von Aljezur vorbei, den steilen Hang hinauf bis zur Abzweigung nach Arrifana und Monte Clérigo. Links geht es nach Arrifana. Die mittlerweile asphaltierte Straße führt kilometerlang durch eine spektakuläre Dünenlandschaft bis irgendwann am Horizont der blaue, weite Ozean erscheint. Das ist der schönste Moment, der bei mir so ein Kribbeln im Bauch verursacht - wie in meiner Kindheit.
Wir parkten oben auf dem Parkplatz. Lilly kam zu Fany ins Tragetuch - sie schlief gleich wieder ein. Und wir marschierten den steilen Abhang hinunter. Auf einmal merkten wir wie heiß es geworden war, die Sonne war stark und knallte auf uns nieder. Der Ausblick war atemberaubend. Alleine für diesen Moment hatten sich die Strapazen der Hinreise schon gelohnt. Am Strand war reges Treiben, viele Surfer kamen uns entgegen oder liefen schnell hinunter, um noch eine gute Welle einzufangen. Wir machten einen langen Spaziergang. Mit so gutem Wetter hatten wir nicht gerechnet, sodass wir bloß mit den Füßen ins Wasser konnten, die langen Jeans mussten wir uns hochkrempeln.
Mit Baby an der Algarve - ein Foto pro Tag
Unser Ziel des Urlaubs: Ein Familienfoto pro Tag. Wir fragten eine Frau mit ihrem erwachsene Sohn, ob sie ein Foto von uns machen könnten. Der Sohn kannte sich gut mit der Kamera aus und machte ein paar schöne Fotos. Mit der Mutter unterhielten wir uns kurz - die beiden waren aus Deutschland - nicht ungewöhnlich an der Algarve, fern ab vom Massentourismus. Wir sagten, dass wir mit unserer zweimonatigen Tochter eine Elternreise machten. ‘Boah, toll, dass ihr das macht, find ich echt super, dass ihr euch das traut!”, sagte sie. Und wir dachten nur: “Ja, ganz genau, einfach genial, dass wir jetzt hier sind, zu dritt, mit unserer kleinen Tochter und diesen schönen Moment erleben dürfen.”
Fortsetzung folgt…
* Namen wurden geändert.