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Backpacking Brasilien - 2. Ilha Grande

Backpacking Brasilin


Ilha Grande - a paraíso


Ankunft auf der Ilha Grande

Der Hafen von Magaratiba sah in der Morgensonne so ruhig und friedlich aus. Die Fähre verließ den Hafen um 08:00 Uhr und kam anderthalb Stunden später an der Ilha Grande an. Ich habe es so genossen, auf dem Passagierdeck der Fähre zu sitzen und die Leute um mich herum zu beobachten. Sie gingen nach draußen, um ein paar Fotos zu machen, und gingen wieder hinein, um etwas zu essen. Zwei ältere brasilianische Frauen stellten sich in ihren Badeanzügen an der Reling, der Sonne entgegen. Kinder rannten hin und her… Jeder freute sich auf einen schönen Ausflug zum Strand. Es schien, als ob einige Leute nur einen Tagesausflug nach Ilha Grande machten, andere hingegen kamen mit großem Gepäck, einige Backpacker-Touristen waren auch unter ihnen.


Ich hatte in meinem Reiseführer gelesen, dass es auf der Insel Ilha Grande entlang der Strandpromenade viele Herbergen und Poussadas gab. Eins hieß Aquario und sollte treue Gäste unter Rucksacktouristen haben. „Biegen Sie vom Hafen, an der Vila do Abrão, einfach nach Osten ab und gehen Sie einen Kilometer am Strand entlang“, hieß es im Reiseführer. So machte ich es auch: Ich stieg aus der Fähre, schnallte mir den Rucksack auf den Rücken, zog meine Schuhe aus und stapfte durch den Sand. Es war schon sehr heiß und der Schweiß lief mir über die Stirn. Nur noch ein paar Schritte und ich hatte es geschafft. Als ich im Aquario Hostel ankam, war ich total erschöpft von dem schweren Gepäck und der Hitze. Ich fragte die Dame an der Rezeption, ob noch ein Zimmer frei wäre. "Nein, es tut mir leid. Alles ist ausgebucht“, sagte sie. Oh, das war nicht gut, ein Schock! Aber was sollte ich machen, ich musste wieder zurück.

Irgendwo gibt es schon ein freies Zimmer

Auf meinem Weg am Strand entlang sah ich viele Poussadas. Eins davon musste doch ein freies Bett für mich haben. Aber auch die nächste Poussada und die übernächste und die überübernächste, alle waren ausgebucht. Ich kam völlig erschöpft in einer schönen Poussada in der zweiten Reihe der Strandhäuser an. Ich musste einige Treppen hochsteigen, um zur Rezeption zu gelangen. Ein sehr netter junger Mann mit einem Pferdeschwanz mit Dread Locks begrüßte mich. Er schien Mitleid mit mir zu haben und lud mich auf ein Glas frischen Mangosaft ein. Als wir in seine Suite gingen, war ich sprachlos: Von seinem Balkon sah man die ganze Bucht von Vila do Abrão. So eine schöne und überwältigende Aussicht! So gerne wär einfach hier in der Hängematte geblieben und hätte mich die nächsten zwei Tage nicht vom Fleck bewegt. Aber das war leider nicht möglich. Der Dread-Lock Typ – wie sich herausstellte, der Hostelmanager - holte mich schnell zurück auf den Boden der Tatsachen. Er hatte leider auch kein Zimmer für mich frei. Aber er tätigte ein paar Anrufe für mich und fragte alle Leute, die er kannte, die ein Hostel oder eine Poussada in Vila do Abrão hatten, ob sie ein Zimmer zur Verfügung hätten, leider ohne Glück. Er bat mir an, mein Gepäck vorerst hier zu lassen und andere Herbergen im Dorf anzufragen. Nach einer Weile fand ich endlich einen Schlafsaal im Green Hostel.


In meinem kleinen Hostelzimmer standen zwei Etagenbetten. Auf dem Boden sah ich einige Rucksäcke rumliegen, der eine hatte eine aufgenähte Uruguay-Flagge. Witzig, dachte ich, gerade erst war ich einen Monat durch Uruguay gereist, schon treffe ich gleich wieder auf diese coolen Menschen. Von den Besitzern der Rucksäcke war aber weit und breit nichts zu sehen.

Vila da Abrão - im alten Fischerdorf ist was los

Ich verbrachte den Nachmittag am Strand. Das Wetter war wunderschön und es war so unglaublich heiß. Sogar ich suchte ein wenig Platz im Schatten. Danach machte ich einen Spaziergang durch das Dorf. Vila da Abrão ist ein kleines Fischerdorf mit einer schicken kleinen Kirche und vielen Palmen. Obwohl es hier viele Touristen gibt, hat sich das Dorf seinen ruhigen und malerischen Charme bewahrt.


An der Strandpromenade gibt es viele Bars und Restaurants, in denen man abends frischen Fisch essen und Cocktails trinken kann. Brasilianische Bands spielen hier Live-Musik für die Gäste. Insbesondere die Gahao werde ich auf meiner Reise durch Brasilien noch oft hören.

Bekanntschaft mit den Argentiniern

Als ich abends in meinem Hostel ankam, hörte ich laute Musik aus MEINEM Zimmer. Zwei Jungs in Badehose mit sehr verbrannten roten Köpfen und einem Bier in der Hand, begrüßten mich. Sie sprachen Spanisch.

"Hallo, kommt ihr aus Uruguay?" fragte ich sie sofort. Sie sahen mich verdutzt an und machten mir schnell deutlich, dass sie kein Wort verstanden, was ich sagte. Sie konnten kein Englisch. 

Mit meinem sehr schlechten Portugiesisch und einigen Wörtern auf Spanisch, die ich in Uruguay gelernt hatte, begannen wir ein Gespräch. Sie sagten, dass sie aus Argentinien seien. Für den Rest des Gesprächs mussten wir den Google Translator verwenden. Sie wollten sich später mit Freunden treffen und fragten mich, ob ich mich ihnen anschließen möchte. Wenig später saß ich mit einer großen Gruppe Argentinier an einer Bar am Strand und trank einen Caipirinha.


Tanzen durch die Nacht

Die gesamte Gruppe hatte sich erst kürzlich am Strand kennengelernt: Ein Ehepaar mit ihren zwei Söhnen von ungefähr 15 Jahren, drei Mädchen in meinem Alter aus Buenos Aires und meine zwei verrückten Mitbewohner - Gabi und Emiliano. Gabi und Emiliano lernten sich in einem Fotostudio in Buenos Aires kennen. Lorena, eines der Mädchen, sprach tatsächlich sehr gut Englisch und setzte sich neben mich. Sie waren alle sehr neugierig und fragten mich über mein Leben in Deutschland aus. Ob ich gerne tanzen würde und später mit ihnen zu einer Party kommen wollte. Ich kam mit. Die Party fand im Aquario Hostel statt, das Hostel, wo ich ursprünglich übernachten wollte. Der Tanzbereich war auf der Terrasse mitten im Dschungel, direkt am Wasser. Es war immer noch sehr heiß, es hatte sich nicht wirklich abgekühlt. Wir standen alle im Kreis und tanzten zur Musik. Gabi rannte durch die Menge und machte wie verrückt Fotos. Ich hob meinen Kopf und schaute in den funkelnden Himmel voller Sterne. Es war wunderschön! Ja, genau so hatte ich mir meine Brasilienreise vorgestellt!

Dschungelwanderung zum Praia da Paraíso

Am nächsten Tag trafen wir uns früh, um eine kleine Wanderung durch den Insel-Dschungel zu machen. Unser Ziel war der schönste Strand der Insel. Wir kauften genug Trinkwasser für die Reise und dann ging es los… die Berge des tropischen und sehr heißen Regenwaldes rauf und runter, wir passierten einsame Strände, kletterten über Sanddünen und wieder zurück in die saftig-grünen Büsche und Bäume des Waldes. Hin und wieder lichteten sich die Bäume und wir hatten einen erstaunlichen Blick über die Bucht. Wir trafen auch auf kleine Affen, die in den Bäumen spielten.






Nach ca. zwei Stunden hatten wir es endlich geschafft. Der Strand Lopes Mendes breitete sich hinter den Kiefern aus. Der schönste Strand, den ich je gesehen hatte: Türkises Wasser und weißer Sand, so weiß, dass es mir fast in den Augen brannte. Der Sand knirschte wie Puderzucker unter meinen Füßen, als wir hindurch stapften, um uns ein schönes Plätzchen zu suchen. 



Wir saßen zusammen auf ausgebreiteten Tüchern, plauderten und tranken Mate (auf argentinische Weise). Ich war erstaunt, wie gut wir uns mittlerweile verständigen konnten, obwohl wir nicht dieselbe Sprache sprachen. Wir überlegten, was wir abends unternehmen könnten, da es mein letzter Tag auf der Insel war. Meine argentinischen Freunde wollte gar nicht, dass ich jetzt schon abreise. Das schmeichelte mir, sie waren so lieb, diese Argentinier!


Abschied vom Paradies

Wir verbrachten den Abend in einer schönen Pizzeria. Bevor wir uns verabschiedeten, tauschten wir noch unsere E-Mail-Adressen und Facebook-Namen aus. "Wir werden dich vermissen", sagten sie. Das machte mich dann auch ein bisschen sentimental. Ich wäre gerne noch ein paar Tage geblieben, weil es so eine schöne Zeit war, auf der Ilha Grande. Aber meine Reise sollte weitergehen. Ich war echt gespannt, welche Abenteuer noch auf mich warteten. Als nächstes fuhr ich nach Buzios, ein mondäner Strandort nördlich von Rio de Janeiro. 


Der Buzios Reisebericht folgt bald.