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Auf Wiedersehen Äthiopien - ein Résumé meiner Reise


Auf Wiedersehen Äthiopien


Von Lalibela nach Addis Abeba - ein Résumé meiner Äthiopienreise


Von Lalibela zurück nach Addis Abeba

Nach dem schönen Aufenthalt in Lalibela folgten zwei anstrengende Tage auf meiner Bus-Rückreise nach Addis Abeba. Ich musste in der Stadt Dessie übernachten - eine eher unattraktive Stadt. Es war schmutzig und laut, es gab dort nur eine Hauptstraße mit Geschäften, eins neben dem anderen. Aber dafür gab es auch alles, was man brauchte. Kaum jemand sprach Englisch. Die Verständigung im Hotel oder Restaurants war für mich daher eine große Herausforderung. “Gibt es eine Speisekarte?”, fragte ich einmal den Kellner. Er brachte sie mir. Ich öffnete und sah nur amharische Hieroglyphen. “Vielen Dank”, sagte ich und musste schmunzeln. Mit Händen und Füßen - die universale Sprache - konnte ich mich doch verständigen und etwas bestellen. Dabei fällt mir ein, ich hab noch nichts zum Äthiopischen Essen geschrieben. Traditionell wird Injera gegessen. Dies ist ein weiches, gesäuertes Fladenbrot aus Teffmehl - ähnlich wie französische Galette. Dazu werden vielerlei andere Speisen wie Gemüse- oder Fleischragout oder stark gewürzte (scharfe) Pasten und Saucen serviert. Während meiner Reise war gerade Fastenzeit, das heißt auf Fleisch wurde größtenteils verzichtet, was für mich nur dienlich war, da ich Vegetarierin bin und so musste ich das auch nicht erklären. Man reißt vom Injera mit seiner rechten Hand Stücke ab und greift sich damit eine mundgerechte Portion des Toppings.

 

Mehrere blau weiß gestreifte Büsse stehen aufgereiht auf einem Schotterplatz. Menschen stehen dafür, laufen umher oder versuchen in die Büsse einzusteigen.
Ein typischer äthiopischer Busbahnhof. So ungefähr sah es in Dessie aus. c) flickr.com/tristam sparks

Mein Hotel lag direkt neben dem Bahnhof. Schlafen konnte ich nicht wirklich, da ich alles hören konnte, was draußen und in den Zimmern neben mir vor sich ging. Um vier Uhr musste ich aufstehen, um meinen Bus zu erwischen, die letzte Fahrt nach Addis Abeba. In Addis - was für ein Wunder - regnete es wieder und es war sehr kalt. Das erste, was ich im Hotel machen wollte, war eine heiße Dusche zu nehmen. Aber es gab kein heißes Wasser … c’est la vie.

Am nächsten Morgen musste ich früh abreisen, um zum Flughafen zu gelangen. Es war immer noch grau, doch es wurde wärmer. Auch in Addis Abeba war die Regenzeit bald vorbei. Ich stieg in das Flugzeug nach Frankfurt - damit war meine Zeit in Äthiopien vorbei. 

Ein Ethiopian Airline Flugzeug fliegt durch den blauen Himmel
Zurück nach Frankfurt ging der Flug mit Ethiopian Airlines. c) flickr.com/Frank Kovalchek

Ich ziehe Résumé meiner Äthiopienreise

Was nehme ich nun mit nach Hause von meiner Äthiopien Reise? Äthiopien ist ein Land der Wunder und der Magie, ein Land mit einer der reichsten Geschichten auf dem afrikanischen Kontinent, der Geburtsort der Ras-Tafari Bewegung von Haile Selassie, ein Land der Musik und Traditionen, ein Land der Kontraste und Überraschungen.

Die Magie dieses Landes spricht nicht nur durch seine liebenswerten Menschen. Die Leute, die ich dort kennen gelernt habe, waren stets freundlich und hilfsbereit und haben meine Reise so einzigartig gemacht.

Was mich wirklich erstaunt hat, ist die Vergötterung der äthiopischen Bevölkerung gegenüber ihrem Premierminister. Miles Zenawi ist am 20.August 2012 in Brüssel gestorben und wurde am 3. September 2012 in Addis Abeba begraben. Er war über 20 Jahre in der Regierung. In letzter Zeit gab es immer häufiger Berichte über Menschenrechtsverletzungen in seinem Land, zum teil wurde er auch als Diktator bezeichnet. Aber das scheinen die Äthiopierinnen und Äthiopier nicht zu glauben. Portäts von Miles Zenawi hängen überall, als riesige Poster vor den Kirchen, in Taxen, Bussen, in Pubs, Restaurants, Hotels, einfach überall. Sogar unsere drei kleinen Freunde in Lalibela sagten: Wir hatten einen schrecklichen Verlust in unserem Land. Es tut uns sehr leid, dass Miles Zenawi gestorben ist.”

Na klar, ich habe viele Touristenattraktionen besichtigt, doch während meiner Busreisen und Trampen durch das Land, habe ich versucht einen Einblick in das wahre äthiopische Leben zu bekommen. Im Minibus sind wir durch atemberaubende Landschaften gefahren, und kleinen Dörfern. Hier und da hält der Wagen an, Passagiere steigen aus, andere steigen ein. Alle Plätze müssen besetzt sein, kein Platz sollte frei bleiben. Manchmal nahmen die Busse sogar mehr als 20 Personen auf, wobei normalerweise nur 12 Personen Platz haben - inklusive des Fahrers. Die Leute luden ihr Essen, ihre Reifen, Ziegen und Hühner auf das Dach - ich weiß nicht ob sie tot oder lebendig waren. Mein Herz für Tiere wurde hier auf jeden Fall auf die Probe gestellt. Manche Passagiere nahmen ihre Vögel mit in den Bus, die auf den Schultern ihrer Herren Platz nahmen. Oft musste der Gepäckjunge, der auch für das Einsammeln des Geldes zuständig war, Kotztüten rumreichen. Einmal wurde einem süßen kleinen Mädchen, das während der Busfahrt mit mir spielte, schlecht und musste sich übergeben. 

Während der kurzen Stops kamen immer viele Kinder hergelaufen und wollten ihre Sonnenblumkerne den Reisenden verkaufen. Einige von ihnen schauten mich traurig an. Außerdem fielen mir viele blinde Leute auf. Die Verzweifelung, die man in den Augen mancher Menschen sehen kann, ist unerträglich. Einmal, als ich während einer langen Fahrt aus dem Bus ausstieg, um mir die Beine zu vertreten, kam ein Mann auf mich zu und hielt die bettelnden Frauen von mit fern. Er hielt einen langen Vortrag über Politik, Europa und Angela Merkel. Er sagte mir, das es in Äthiopien. Laut Regierung, nicht erlaubt sei, zu betteln. “Wir haben alles, was wir brauchen. Schau doch nur, wie grün unser Land ist. Gib ihm kein Geld. Sie sollten nicht betteln. Gib ihnen nichts. Sie brauchen Dein Geld nicht.”

 

Ein anderes Mal hielt der Bus mitten auf der Strecke an einem Kloster an. Ein Priester kam mit seinem goldenen Kreuz zu uns uns segnete alle Reisenden. Ich denke mir: “während sich der Rest der Welt über das diffamierende Video von Muhammad und die Reaktion darauf aufregt, bleibt Äthiopien entspannt. Äthiopische Muslime und Christen leben hier seit Jahrhunderten friedlich zusammen.” Ab uns zu hielt der Busfahrer auch mitten auf der Strecke für die Muslime an. Sie stiegen aus und breiteten ihre Handtücher in Richtung Sonne aus und begannen mit ihren Gebeten. Die anderen vertreten ihre Beine oder verschwanden im Gebüsch. Auf jeden Fall warteten alle geduldig bis die Gebete beendet waren und die reise weitergehen konnte.

Ein türkis Beatles Kloster inmitten einer kargen Landschaft, vor dem Gebäude liegen große Steinbrocken.
Christlich-orthodoxes Kloster am Straßenrand c) flickr.com/Rod Paddington

Ich nehme so viele Erinnerungen mit mir nach Hause. Es sind diese kleinen Momente, bestimmte Gerüche, besondere Begegnungen, die ich nie vergessen werde. Einige Momente kann man einfach nicht auf einem Foto einfangen und in Worte fassen. Zum Beispiel als wir morgens in Lalibela zur Bushaltestelle liefen. Es war noch dunkel und keiner sagte ein Wort. Ich blieb einen Moment stehen und schaute in den Himmel - in einen funkelnden Himmel mit Tausenden und Abertausenden von Sternen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so einen klaren Nachthimmel gesehen. Der kleine und große Wagen, der Abendstern, die Milchstraße, alles so klar.

One lange geteerte Straße führt durch äthiopische Landschaft.
Während der Busreisen durch Äthiopien c) flickr.com/David

Ich werde auch nie die Busfahrt nach Gashema vergessen, an der Gabelung nach Lalibela: Nach der anstrengenden Fahrt durch Bahir Dar, nach der Polizeikontrolle, bin ich aufgewacht. Ich saß am Fenster und schaut nach draußen: Im Morgengrauen waren die Leute immer noch auf den Straßen und trugen ihre weißen Kleider, die im Morgenlicht leuchteten. Sie gingen in die Kirchen zu den Neujahrs-Messen. Dann fuhren wir weiter durch die Berge … und plötzlich - über den Berggipfeln - ging die Sonne auf. Hell und Orange, wie ein Feuerball: Die Sonne Afrikas…

Die Sonne steht wie ein gelber Feuerball teils hinter Schleierwolken versteckt über den Hügeln des Äthiopischen Hochlandes.
Die Sonne Afrikas c) flickr.com/Stefan Gara