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Äthiopiens Hochland - Simien-Gebirge und alte Kaiserstadt Gondar

Äthiopiens Hochland


Atemberaubendes Simien-Gebirge - Schöne, alte Kaiserstadt Gondar


Panorama-Aufnahme: Ich sitze rechts im Bild auf einem kleinen Stein und mein Blick geht über die grünen Felsen des Simien-Gebirges
Und auf einmal fühlt man sich ganz klein! Aussicht auf das Simone-Gebirge. (c) Pierre-Yves Toupé
Panorama Aufnahme: alte Mauerreste und Gebäude in Mitten von Wiesen und Bäumen
Die Ruinen des alten Kaiserreichs von Gondar. (c) Pierre-Yves Toupé

Am nächsten Tag ging meine Reise weiter. Nach einer vierstündigen Minibus-Tour erreichte ich Gondar. Die Stadt am Simien-Gebirge liegt nicht nur landschaftlich eindrucksvoll, sie hat auch kulturell viel zu bieten. Ich stieg aus dem Bus aus und wurde gleich schon vom nächsten Tour Guide empfangen, als hätte er von seinem Kumpel vom Lake Tana die Info erhalten, dass ich komme. Er verkaufte mir den nächsten Ausflug. Gleich am nächsten Tag in der Früh sollte es nach Kassoya, ins Simien-Gebirge gehen.

Panorama-Aufnahme: Ich stehe zusammen mit den anderen Touristen, unserem Tour Guide und Dorfbewohnern von Kassoya rechts im Bild. Links von uns ist das Simien-Gebirge zu sehen.
Treffpunkt Kassoya - Warten bis es los geht... (c) Pierre-Yves Toupé.

Kassoya - Bergwanderung durch das Simien-Gebirge

Ein alter Safari Bus holte mich am nächsten Morgen vom Hotel ab. Im Bus warteten bereits der Fahrer, der Tour Guide und zwei weitere Touristen. Der Tour Guide fing an, uns von Äthiopien zu berichten und über sein Leben. Andy hieß er, aber jeder nannte ihn Dude. Wenn er Englisch sprach, hatte er fast schon einen US-amerikanischen Akzent. Seine Mutter hat ihm Englisch beigebracht, sagte er. "Äthiopien ist nicht so, wie es Europa und die USA in den Nachrichten darstellen. Seht ihr nicht, wie grün es hier ist? Uns geht es gut! Wir leiden nicht an Hunger. Wir essen drei Mahlzeiten am Tag", erzählte er uns. Weiter berichtete er von seinen Hobbies, von der Schule und seinem Job als Tour Guide. Währenddessen bog der Bus ab von der Hauptstraße auf eine Schotterpiste mitten durch die grünen Hügel von Kassoya. 

Aussicht auf das Simien-Gebirge. Unten im Bild sieht man noch die rote Erde, hinten im Bild nur noch die Weiten der grün bewachsenen Berge.
Auf gehts durch die grünen Berge von Kassoya. (c) Hester Samoray
Aneinandergereihte Holzhütten, im Hintergrund erstreckt sich das grüne Gebirge.
An den kleinen Holzhütten geht die Wanderung los. (c) Hester Samoray
Die saftig-grünen Berge des Simien-Gebirges.
Wir laufen schnurstracks durch das Grüne Gebirge. (c) Hester Samoray

Der junge Tourguide und die beiden Mitreisenden stehen auf einem Hügel und schauen ins Weite.
Dude, unser Tourguide kann uns viel über Flora uns Fauna erklären. (c) Hester Samoray

In Kassoya stiegen wir aus dem Bus. Durch den vielen Regen war der Boden immer noch matschig. Der Simien-Nationalpark ist ca. 179 Quadratkilometer groß und ist vor allem durch seine beeindruckende Berglandschaft bekannt. Das Gebirge umfasst Höhenlagen von 1900 bis über 4500 Metern über dem Meeresspiegel. Hier liegt auch der höchste Berge Äthiopiens, der Ras Dashan mit 4533 Metern. Wegen seiner biologischen Bedeutung gehört der Simien-Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe. Bevor unsere Wanderung durch den Simien-Nationalpark losging, stieß noch ein anderer Tour Guide zu uns. Es schien, als käme er direkt aus den Simien-Bergen. In seiner Nähe fühlte ich mich irgendwie sicher. Auf einem kleinen Pfad ging die Wanderung los, Hügel rauf und Hügel runter, über kleine Bäche und durch Eukalyptuswälder. Wir kamen an einer bizarren Berglandschaft vorbei mit erstaunlichen Schluchten und Hängen, wanderten über Abbas (Tafelberge) und über gefährliche Serpentinen. Auf dem Weg trafen wir einen kleinen Jungen, der seine Pferde über die Berghügel jagte. Frauen kamen an uns vorbei, die Feuerholz auf ihren Köpfen transportierten. Ab und zu sahen wir einige Baboo-Gruppen (Bergaffen), die einen Mittagsschlaf in der Sonne machten, sich zum gemeinschaftlichen Mittagessen trafen oder sich gegenseitig über die Berge und Klippen jagten, um zu beweisen, wer der Stärkste war.

Einer der Baboo Affen sitzt im Zentrum des Bildes und starrt in die Kamera, hinter ihm sitzt ein anderer Affe, der genüsslich an einer Pflanze knabbert.
Baboo Affen relaxen in der warmen Mittagssonne. (c) Pierre-Yves Toupé
EIn kleiner Junge mit einem roten Kapuzenpulli, einem Sag auf dem Rücken und einem Stock in der Hand. Hinter ihm ein wuscheliger Esel.
Ein kleiner Hirtenjunge geht mit seinen Tieren spazieren. (c) Pierre-Yves Toupé.
Auf dem Bild sieht man mich von vorne, wie ich einer Frau, die gerade Feuerholz transportiert, den Hügel hinauf hinterher laufe.
Beeindruckend, was Frau alles auf ihrem Kopf transportiert. (c) Pierre-Yves Toupé
Nahaufnahme einer Frau mit Feuerholz auf dem Kopf. Sie lächelt.
Und sie strahlt dabei so eine Leichtigkeit und Herzlichkeit aus. (c) Pierre-Yves Toupé

Hirten ziehen mit ihren Tieren über die Simien Berge: Vier Menschen stehe auf eine Berge und schauen in die Ferne, mit dem Rücken zur Kamera gewannt. Rechts oben grasen Esel.
Hirten ziehen mit ihren Tieren über die Simien Berge, (c) Hester Samoray.

Der Pfad führte uns weiter durch eine matschige Wiese, entlang eines Wasserfalls und durch dichtes Gebüsch... und die ganze Zeit ziemlich dicht am steilen Abhang. Es erforderte hohe Konzentration, die tolle Landschaft zu bestaunen und gleichzeitig immer zu schauen, wo der nächste Schritt hinführte oder an welchen Stein oder Busch man sich festhalten musste, falls man ausrutschte - während wir Dudes Geschichten zuhörten. Er erzählte angeregt über die Gegend, die Menschen, die hier lebten, die Tiere und die Pflanzen. Ich ging einen Schritt weiter, und "patsch": der Boden unter meinen Füßen rutschte weg. Ich fiel auf meinen Hintern und rutschte zwei Meter den Abhang hinab. Irgendwie schaffte ich es, mich an Ästen festzuhalten und so zum Halt zu kommen. Glück gehabt. Außer einem kleinen Schock war nichts passiert und wir konnten weiter gehen. Noch ein paar Schritte und wir hatten es geschafft.

Kleiner steiniger Pfad durch grünes Gestrüpp.
Kleiner Pfad durch die Berge, (c) Hester Samoray.
Ich laufe an Felsenklippen entlang, hinter mir der Tourguide.
An Felsenklippen entlang, (c) Pierre-Yves Toupé.
Die Babbo Affen spielen auf der Wiese im Hintergrund, ich stehe vorne und beobachte sie.
Stets dabei: Baboo-Äffchen, (c) Pierre-Yves Toupé.
Drei Männer laufen entlang eines grünen Pfades durch die Wiesen.
Und es geht immer weiter, (c) Hester Samoray.

Wir waren an einem Aussichtspunkt angekommen und es schien, als läge uns Afrika zu Füßen. Wir machten eine kleine Snackpause und genossen die atemberaubende Schönheit der Aussicht.

Panorama-Aufnahme: Unser Tour Guide aus den Bergen sitzt rechts im Bild und schaut nach hinten - uns den Rücken zugewannt. Vor ihm die riesigen Felsen und tiefen Schluchten des Simien-Gebirges.
Unser ruhiger Tour Guide aus den Bergen gönnt sich auch ein Päuschen in der Mittagssonne. Im Simien-Gebirge kennt er sich am besten aus. (c) Pierre-Yves Toupé
Panorama-Aufnahme: Aussicht auf die grüne Vegetation der Berge - im Hintergrund stets das atemberaubende Simien-Gebirge.
Hohe Felsen, tiefe Schluchten und eine unglaublich ruhige Atmosphäre in dieser saftig grünen Umgebung. (c) Pierre-Yves Toupé
Ich laufe vor unserem Tour Guide "Dude" einen schmalen Pfad entlang, um uns herum wilde Vegetation.
Dude und ich sind vertieft in unser Gespräch während wir über Stock und Stein wandern. (c) Pierre-Yves Toupé.

Der Rückweg war nicht ganz so erschwerlich wie der Hinweg und so plauderte ich ein Bisschen mit Dude. Seine Mutter lebte ca. 40 km von Gondar entfernt auf dem Land. Nachdem ihr Ehemann verstorben war, konnte sie sich nicht mehr alleine um ihre neun Kinder kümmern. So war Dude mit nur elf Jahren auf sich allein gestellt. Er zog nach Gondar und begann als Tour Guide zu arbeiten. Zwei Jahre lang konnte er nicht zur Schule gehen, weil er sich die Schulgebühren nicht mehr leisten konnte. Um später einmal eine bessere Chance zu haben, an der Universität aufgenommen zu werden, besuchte er eine Privatschule. Er wollte unbedingt Tourismus studieren. Nun war er 21 Jahre alt und besuchte die 10. Klasse. In zwei Jahren sollte er seinen High School Abschluss machen. Sein Apartment kostete 400 Birr, die Schulgebühren 200 Birr im Monat. Zudem musste er noch für Schuluniform, Bücher und Schulessen bezahlen. Für den Ausflug mit uns bekam er 58 Birr. Ein hartes Leben also. Auf mich wirkte Dude sehr reif und erwachsen. Mit seinen 21 Jahren hatte er schon sehr schwere Zeiten durchlebt und einen starken Charakter entwickelt. 

 


Aussicht auf die grünen Berge mit ihren spitzen Gipfeln.
Und immer wieder ein toller Blick in die Berge, (c) Hester Samoray.
Der Tourguide sitzt auf dem Gipfel und schaut in die Ferne.
Kleine Pause und die Aussicht genießen, (c) Pierre-Yves Toupé.

Bei all den Gesprächen mit den Menschen, die ich in Äthiopien traf, wurde mir Eines klar: Religion und Traditionen sind im Äthiopischen Leben tief verankert. “Lesben und Schwule,” sagte Dude, “Ich hasse sie! Es gibt nichts Schlimmeres!” “Warum?”, fragte ich ihn. “Naja, sogar in der Bibel steht, Du sollst viele Kinder haben. Und wie soll das gehen bei Schwulen und Lesben? Die können keine Kinder haben. Jeder sollte eine große Familie haben, weißt Du?!” “Steht in der Bibel nicht auch ‘Liebe Deinen Nächsten’ und ‘Sei zu allen nett’?” Dude antwortete nicht auf meine Frage und ändert das Thema. Später las ich in meinem Reiseführer, dass Homosexualität eine Todsünde ist in Äthiopien. Wenn man erwischt wird, gibt es eine hohe Strafe. Touristen sollten das Thema besser vermeiden… Gut zu wissen! 

Ich stehe auf dem Hang und rieche an ein paar Blättern.
Kleine Pause und ich kriege nicht genug von der Flora und Fauna der Simien Berge, (c) Pierre-Yves Toupé.
Ich stehe auf dem Hügel und vor mir erstreckt sich die Weite der Berge.
...und salutiere vor dem Universum - es ist einfach wunderschön (c) Pierre-Yves Toupé.

Äthiopisches Kaiserreich - Alter Palastbezirk Gondar

Panorama-Aufnahme: Die alten Reste der Palastgebäude inmitten grüner Vegetation. Das Sonnenlicht bricht durch das Bild.
Die alten Ruinen des Palastbezirks in Gondar. (c) Pierre-Yves Toupé
So sehe ich aus, durch ein fast leeres Bierglas fotografiert, während ich den Reiseführer lese.
Bei nem kühlen Bier den nächsten Ausflug planen, (c) Pierre-Yves Toupé.
Jemand fotografiert von innen duch eine alte Glasscheibe, draußen auf dem Balkon stehe ich und schaue in die Ferne.
Nächster Stop: Die Palastruinen von Gondar, (c) Pierre-Yves Toupé.
Ich laufe die alten Ruinen entlang, neben mir geht es steil hinunter.
Hier ist einst der Kaiser und seine Familie entlang gelaufen, (c) Pierre-Yves Toupé.

Am nächsten Tag besichtigte ich noch den alten Palastbezirk Fasil Ghebbi in Gondar. Gegründet wurde die Stadt in der Antike von Kaiser Fasilidas. Bereits im 17. Jahrhundert war Gondar die Hauptstadt von Äthiopien und zudem eine wichtige Handelsstadt im Hochland. So kam die Stadt schnell zu enormen Reichtum und Ansehen. Zu dem wunderschönen Palastbezirk mit seinen herrlichen Palastgärten gehören die Paläste von Fasilidas und seiner Familie und nachfolgenden Kaisern, eine Bibliothek und die eindrucksvolle Stadtmauer mit ihren viele Toren. Durch Plünderungen im 19. Jahrhundert hat die Kaiserstadt zwar an ihrer Schönheit verloren, doch die Gebäude sind immer noch gut erhalten, die Gärten gepflegt. Der ehemalige Palastbezirk wurde deshalb von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Wirklich sehr beeindruckend, aber schaut doch selbst...

Aufnahme von einer Aussichtsplattform auf den Palast von Kaiser Fasilidas aus dem Jahr 1632.
Wie glanzvoll einst die Stadt Gondar war lässt sich gut erahnen. (c) Hester Samoray
Palastgebäude mit vier Türmen.
Der alte Palast ist fast unzerstört, (c) Hester Samoray.
Alte Runinenreste mitten in grüner Vegetation.
Von anderen Gebäuden stehen nur noch die Grundmauern, (c) Hester Samoray.

Foto durch einen Torbogen Richtung Palast.
Auch die Innenräume kann man besichtigen, (c) Hester Samoray.
Foto von den Innenräumen der Palastruine nach draußen.
...und können beeindrucken, (c) Hester Samoray.

Und hier noch ein paar Eindrücke der Stadt Gondar...

Eine Straße mit kleinen Geschäften, davor parken Tuctucs (kleine Minibusse auf drei Rädern).
Straßentrubel in der heutigen Stadt Gondar, (c) Pierre-Yves Toupé.
Kleine Steinhütte mit Strohdach, mit Türkiser Farbe bemalt.
Am Wegrand stehen kleine Steinhütten mit einem Strohdach, (c) Hester Samoray.
Eingang eines kleinen Dorfes, ein Schild mit der Aufschrift: Welcome to the Village.
Oft kann man hier auch selbstgemachte Ware kaufen, (c) Pierre-Yves Toupé.

Am darauffolgenden Tag war das Äthiopisches Neujahrsfest und ich wollte meine Reise fortsetzen und nach Lalibela fahren. Lest hier meinen nächsten Äthiopien Blogpost über das eilige Land Lalibela Teil 1.