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Äthiopien und Lalibela - Teil 2: eine schöne Begegnung

Äthiopien - Schöne Begegnung in Lalibela


Begegnungen mit den Menschen von Lalibela. (c) Pierre-Yves Toupé.
Begegnungen mit den Menschen von Lalibela. (c) Pierre-Yves Toupé.

Grüne Hügel von Lalibela

Nachdem wir am nächsten Vormittag die zweite Gruppe der Felsenkirchen besichtigt hatten, trafen wir Tedy bei einem Spaziergang durch das Dorf. Tedy und seine zwei Freunde Abi und Tsehaye begrüßten uns wie Kumpel (nach dem Handschlag berühren sich die rechten Schultern). “Wohin geht ihr?”, fragten sie. “Wir machen ein Spaziergang durch die Landschaft”, sagten wir. “Kommt mit uns. Wir zeigen euch die wundervolle Landschaft des heiligen Lalibelas und ihr kommt mit zu uns nach Hause, um traditionellen, äthiopischen Kaffee zu trinken.” Das kleine Haus von Tedy und seiner Familie lag auf einer kleinen Anhöhe. Vor dem Haus war Wäsche aufgehängt. Um ins Haus zu gelangen kletterten wir über große Steine. Tedy sprang ins Haus und verschwand hinter einer Holztür. Wir kletterten hinterher.

Selbstgebrautes äthiopisches Bier - alkoholfrei versteht sich. (c) Hester Samoray.
Selbstgebrautes äthiopisches Bier - alkoholfrei versteht sich. (c) Hester Samoray.

Das Haus bestand aus zwei Räumen, ein Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer lag eine ältere Dame auf einer Matratze in der Ecke, neben ihr ein kleiner Junge. Im Fernseher lief der Zeichentrickfilm Madagaskar mit Untertiteln auf Amharisch. Wir nahmen auf zwei Stühlen platz. Eine junge Frau kam aus dem anderen Raum mit einer Karaffe selbstgebrautem Bier und gab jedem von uns ein Glas  - gefüllt bis zum Anschlag. “Trinkt! Das ist traditionelles selbstgebrautes Bier aus Lalibela”, sagt Tedy. Auch die Jungs bekamen ein volles Glas. Wir erhoben unsere Gläser und bedankten uns für die Einladung. Das Bier schmeckte nicht schlecht, eine Mischung zwischen Saft und Bier. Die junge Frau schenkte mir nach und verließ das Haus, um Kaffee zu kochen.

Wir unterhielten uns mit den Jungs. Draußen spielten ein paar Kinder mit roten Blumen in ihren Händen. Ab und zu spinksten sie in das Haus und beobachteten uns. Ich fragte mich wie viele Menschen wohl alles in diesem kleinen Häuschen wohnten. Tedy erzählte uns, dass seine Eltern gestorben waren. Jetzt lebte er bei seiner Tante - die Frau, die zusammengerollt auf der Matratze lag. Wir erfuhren, dass sie krank war. Sie war im Krankenhaus wegen ihrer Bauchschmerzen gewesen. Die Jungs erzählten uns, dass es nicht unüblich in Äthiopien sei, da das Essen nicht mit sauberem Wasser gewaschen werden könnte. 

(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.

(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.

Die junge Frau kam mit dem Kaffee zurück, sie war Tedys Schwester. Der Kaffee schmeckte gut - für eine Nichtkaffeetrinkerin wie mich, schmeckte sehr süß, nach Karamell. Nach der zweiten Tasse Kaffee verließen wir zusammen mit den drei Jungs Tedys Haus. Hinter dem Haus führte ein kleiner Pfad auf eine Schotterstraße. Abi und Tedy nahmen meine Hand, damit ich nicht ausrutschte. Auf der Schotterstraße spazierten wir entlang der grünen Hügel von Lalibela. Die Aussicht war fantastisch, atemberaubend! Alles war zu sehen -  von den Tafelbergen bis hin zum Dorf. In der Abendsonne sah es wirklich aus wie das Paradies.

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.

Wir unterhielten uns wieder mit den Jungs. Sie waren sehr interessiert an unseren Leben in Europa. Sie wollten wissen, wie Beziehungen in Deutschland sind und staunten nicht schlecht, als ich sagte, dass ich Einzelkind bin. In Äthiopien haben die Familien im schnitt 10 Kinder. Die Jungs erzählten uns weiter, dass sie Ärzte werden wollten, weil die medizinische Versorgung in Äthiopien sehr schlecht sei, in vielen Orten meist nur ein Arzt, der alle Krankheiten behandeln muss. Ob wir ihnen Schulbücher kaufen könnten, fragten sie. Wir versuchten ihnen zu erklären, dass das nicht ginge. Sie schienen zu verstehen.

Abendlicht über den Hügeln von Lalibela. (c) Hester Samoray.
Abendlicht über den Hügeln von Lalibela. (c) Hester Samoray.

Langsam wurde es dunkel und wir kehrten zurück ins Dorf. Über ein steilen Abhang führte eine Abkürzung. Der Pfad war rutschig und ich hatte Angst auszurutschen. Aber die Jungs passten gut auf mich auf und schauten, dass mir nichts passierte, einer von ihnen hielt immer meine Hand.

(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.

Wir treffen auf Kinder, die Feuerholz nach Hause bringen. (c) Pierre-Yves Toupé.
Wir treffen auf Kinder, die Feuerholz nach Hause bringen. (c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.

Oben auf dem Hügel angekommen, sahen wir zum letzten Mal eine der wunderschönen Aussichten auf das heilige Lalibela. Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Addis Abeba gehen. Als wir das Dorf erreichten, wollten wir uns von den Jungs verabschieden. Sie insistierten, da sie uns unbedingt noch einmal sehen und uns morgen früh zur Busstation begleiten wollten. Das schaffen die drei wahrscheinlich eh nicht, dachte ich mir, wir brachen um 4:30 Uhr in der Früh auf. Drei Teenagerjungs in ihren Sommerferien, hatten sicherlich etwas besseres zu tun, als so früh aufzustehen. 

Man bekommt einfach nicht genug, von dieser schönen Aussicht. (c) Pierre-Yves Toupé.
Man bekommt einfach nicht genug, von dieser schönen Aussicht. (c) Pierre-Yves Toupé.

Abschied von lalibela

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 4 Uhr. Ich machte mich fertig und wartete im Hof des Hotels. Der Hotelier sollte uns zum Busbahnhof bringen, aber er schien verschlafen zu haben und brauchte eine Ewigkeit. Ich guckte durch ein kleines Loch im Tor zur Straße und da waren sie, mitten in der Nacht: unsere drei Freunde saßen auf der kleinen Mauer und warteten auf uns. Der Hotelier schien sich nicht zu kümmern, also gingen wir mit den Jungs allein. Dann kam der Hotelier doch hinter uns her gelaufen und wollte uns mit den Rucksäcken helfen. Leise liefen wir durch die rabenschwarze Nacht zum Bus.

Am Busbahnhof warteten bereits schon einige andere Passagiere. Wir nahmen den ersten Bus. Während das Gepäck verstaut wurde, verabschiedete ich mich von den drei Jungs. Es war immer noch dunkel draußen. Die drei Jungs standen hinterm Bus und warteten auf mich. Ich ging auf sie zu und umarmte sie. “Passt auf euch auf Jungs”. Als ich zum Bus zurück ging, rief Abi noch einmal hinter mir her, dass ich ihm die Fotos von unserem Ausflug schicken sollte. “Na, klar, versprochen”! Und ich stieg in den Bus ein. Es dauerte noch ca. eine Stunde bis wir dann wirklich losfuhren. Ich zog die Vorhänge zur Seite, weil ich dort eine Gestalt erkannt hatte. Es war Abi! Sie hatten tatsächlich gewartet bis wir losfuhren. Wir winkten uns noch ein letztes Mal zu. Dann verließ der Bus die Stadt Lalibela und fuhr davon, in Richtung Sonnenaufgang. 

Good Bye Lalibela. (c) Hester Samoray.
Good Bye Lalibela. (c) Hester Samoray.

Wollt ihr wissen, wie es weiterging auf meiner Rundreise durch den Norden Äthiopiens? Dann schaut in meinen nächsten Äthiopien Reisebericht rein. Hier ging es zurück in die Hauptstadt Äthiopiens, nach Addis Abeba.