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Äthiopien und Lalibela - Teil 1: Das heilige Land

Äthiopien - Heiliges Lalibela


Die heiligen Felsenkirchen von Lalibela - ein magischer Ort. (c) Pierre-Yves Toupé.
Die heiligen Felsenkirchen von Lalibela - ein magischer Ort. (c) Pierre-Yves Toupé.

Turbulente Anreise nach Lalibela

Am nächsten Tag gingt die Reise weiter nach Lalibela. Die Menschen machten sich bereit für das Äthiopische Neujahrsfest. Am Busbahnhofs herrschte viel Trubel, alle wollten den Feiertag mit ihren Familien feiern, doch die Ticketbuden waren geschlossen. Nach Lalibela würden wir nur mit einem Umweg über Bahir Dar kommen. Unser alter Kumpel aus Bahir Dar Tzasafa versprach uns, uns mit der Weiterreise nach Lalibela zu helfen. In Bahir Dar angekommen, hatten wir noch etwas Zeit und so gingen wir in unserem Lieblingsrestaurant essen und danach auf ein Bier in den Pub. Im Pub war viel los - alle wollten Silvester feiern. Lange konnten wir leider nicht bleiben. Tzasafa wartete bereits auf uns vor dem Hotel und war sehr aufgebracht - er wollte sein Geld für die Fahrt - die Stimmung war aufgeladen - vermutlich hatte auch er schon Alkohol getrunken. Wir wollten uns aber erst einmal vergewissern, ob Auto und Fahrer ok waren und wir noch Platz bekamen. Der Bus war bereits sehr voll, doch zwei kleine Plätze für uns waren noch frei. Wir gaben Tzasafa sein Geld und steigten ein. 

Nun begann eine nervenaufreibende Fahrt durch die Stadt. Stundenlang kurvten wir durch die Straßen von Bahir Dar, die Menschen auf den Straßen feierten das Neujahrsfest, viele waren betrunken, viele waren aggressiv. Der Busfahrer und sein Beifahrer schienen noch andere Geschäfte erledigen zu wollen. Dann, endlich, fuhren wir aus der Stadt raus in die rabenschwarze Nacht. Der Fahrer gab richtig Gas und ich versuchte etwas zu schlafen. Dann hielten wir erneut an. Polizeikontrolle. Der Polizeimann wollte von uns wissen, wohin wir reisten und erklärte, dass es heute Nacht schon viele Unfälle gegeben habe, deswegen kontrollierten sie hier. Und die Fahrt ging weiter. Um 9 Uhr morgens erreichten wir Gashema, die letzte Kreuzung vor Lalibela. Unser Bus fuhr nicht nach Lalibela, deswegen mussten wir hier aussteigen. 

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

Tja, jetzt standen wir hier, an einer verlassenen Landstraße. Einige Dorfbewohner liefen an uns vorbei. Wir setzten uns auf eine Mauer an der Abzweigung und warteten. Ab und zu kamen kleine Kinder zu uns und wollten uns etwas verkaufen. Wir hatten hunger aber kaum noch Bargeld in der Tasche. Also warteten wir weiter. Stunden vergingen und kein einziges Auto fuhr an uns vorbei. Die Mittagssonne stand im Zenit. Ich war müde und erschöpft. Menschen kamen zu uns, um mit uns zu quatschen. Sie waren sehr freundlich, aber keiner hat eine Idee, wie wir von hier nach Lalibela kommen könnten. 

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

Und dann - tatsächlich - bog auf einmal ein Minibus in unsere Straße ein. Ob wir nach Lalibela wollten, fragte der Fahrer. 600 Birr wollten sie dafür. Auf keinen Fall, sagten wir, die Fahrt kostete an normalen Tagen max. 50 Birr. Der Minibus fuhr weiter - ohne uns. Das war bisher das einzige Auto gewesen, das in die Straße nach Lalibela eingebogen war. Und wir ließen es fahren. Weiter ging die Warterei. Irgendwann bog ein Truck ein. Der würde uns auch mitnehmen, für 100 Birr pro Person. Wir willigten ein. Und endlich, endlich ging es nach Lalibela. 

Lalibela - Besichtigung der heiligen Stadt

Die Fahrt führte uns auf einer relativ guten Schotterpiste durch eine wunderschöne Landschaft mit vereinzelten Bäumen, Flüssen, Hügeln und kleinen Dörfern mit Reetdachhäusern. Das Wetter war wunderbar. Jetzt konnte ich durchatmen und freute mich sehr auf Lalibela. Zwei Stunden später kamen wir dort an. Das halbe Dorf empfing uns. Die Leute wollten uns mit dem Gepäck helfen und uns zum Hotel bringen. Wir hatten uns dieses Mal ein richtig schönes Hotel ausgesucht. Hier merkte man, die Stadt war auf Touristen ausgelegt. 

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

Bei Sonnenuntergang machten wir einen kleinen Spaziergang durch das Dorf. Entlang der Hauptstraße reihte sich ein Souvenirshop neben den anderen, auch kleine Supermärkte, Bars und Restaurants gab es dort. Dorfbewohner standen auf dem Bürgersteig und unterhielten sich, Kinder spielten auf der Straße. Alle grüßten uns freundlich: “Hello! Welcome to Lalibela!” Einige schlossen sich uns sogar an und begannen ein Gespräch. Die Kinder kamen auf uns zu gelaufen und wollten unsere Hände schütteln. Eins der Kinder wollte mit uns sprechen. Der Junge hieß Tedy, er kannte alle Europäischen Länder und ihre Hauptstädte und zählte sie uns auf. “Trinkt ihr gerne Kaffee? Ich lade euch ein zu mir nach Hause zu einer traditionellen Kaffee Zeremonie!” "Vielleicht ein anderes Mal", mit diesen Worten bedankten wir uns und gingen in eine leckere Pizzaria. 

Die Felsenkirchen von Lalibela

Die heiligen Felsenkirchen von Lalibela - die Besichtigung fängt oben an. (c) Pierre-Yves Toupé.
Die heiligen Felsenkirchen von Lalibela - die Besichtigung fängt oben an. (c) Pierre-Yves Toupé.

Am nächsten Tag besichtigten wir die Felsenkirchen von Lalibela. Die im 12./13. Jahrhundert errichteten Kirchen wurden in Felsfassaden gehauen. Der Legende nach soll König Lalibela während seiner 40 jährigen Herrschaft die Kirchen in den weichen, roten Tufffelsen einschlagen gelassen haben. Engel sollen an dem Bau beteiligt gewesen sein, die nachts weiterarbeiteten und sogar die doppelte Leistung erbrachten. Heute zählen die Felsenkirchen von Lalibela zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die elf Kirchen teilen sich in zwei Hauptgruppen, eine nördlich, eine südlich des Jordan-Flusses. Die elfte Kirche ist von den anderen isoliert, jedoch durch ein System von Gräbern mit den anderen verbunden. 

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

Weltkulturerbe und Weltwunder. (c) Hester Samoray.
Weltkulturerbe und Weltwunder. (c) Hester Samoray.

Unsere Besichtigungstour führte uns durch tiefe Schluchten und unterirdische Gänge. Es war ein echtes Durcheinander an Wegen. Im Inneren der Kirche hielten riesige Säulen die Felsenkirchen, Wände und Böden waren mit Teppichen bedeckt und zahlreiche Wandgemälde konnten bestaunt werden. Die Priester erzählten uns die Geschichte der Bilder: “Dies ist Jesus, und dies ist die Jungfrau Maria, und das ist Juda, der Löwe,…”.

(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Hester Samoray.
(c) Hester Samoray.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.
(c) Pierre-Yves Toupé.

Verkäuferinnen und Türsteher warten vor dem Eingang zur Felsenkirche auf die Touristen. (c) Pierre-Yves Toupé.
Verkäuferinnen und Türsteher warten vor dem Eingang zur Felsenkirche auf die Touristen. (c) Pierre-Yves Toupé.

Abends, nach unserer Kirchenbesicgtigung, wurde ein großes Fußballspiel im Dorf veranstaltet. Wir hatten Tedy und den anderen Kindern versprochen mit ihnen zu spielen. Es schien mir, dass die Kinder jemanden vermissten, der ein bisschen Zeit mit ihnen verbrachte. 

Abendliche Fußball-Session auf der Hauptstraße von Lalibela. (c) Hester Samoray.
Abendliche Fußball-Session auf der Hauptstraße von Lalibela. (c) Hester Samoray.

Unser Aufenthalt in Lalibela hat wunderschön begonnen. In Teil 2 meiner Reise durch das heilige Lalibela könnt ihr lesen, was wir dort sonst noch so erlebt haben.